Zahlen, bitte! 135 Flüge zwischen Triumph und Tragödie – das Space Shuttle
Seite 3: Bemannte Raumfahrt als Routine im TV
Dank der Flexibilität des Space Shuttle konnten auch defekte Satelliten eingesammelt werden, was in mehreren Missionen wie STS-51A erfolgte. Aufgrund der damit verbundenen Unwägbarkeiten war das bei den Astronautinnen und Astronauten aber nicht sehr beliebt.
Insgesamt entwickelte sich eine Routine. Wer in der Zeit aufgewachsen ist, dürfte sich an die regelmäßigen Berichte über ein startendes oder landendes Space Shuttle in der Tagesschau erinnern. 1985 war mit neun verschiedenen Starts das Jahr mit den meisten Missionen eines Space Shuttles. Das hätte 1986 eigentlich übertroffen werden sollen – wenn sich nicht am 28. Januar das Challenger-Unglück ereignet hätte, bei dem alle sieben Astronauten ums Leben kamen.
Space Shuttle Challenger (27 Bilder)
(Bild: NASA)
Startfreigabe trotz starker Bedenken
Heißes Gas war aus einer Dichtung einer Feststoffrakete ausgetreten, traf den Haupttank und verursachte 73 Sekunden nach dem Start eine Explosion, bei der das Space Shuttle zerstört wurde. Untersuchungen des Vorfalls trugen verstörende Vorgänge zutage: Die Probleme der austretenden Gase aufgrund bei Kälte poröser Dichtungen zwischen den Raketensegmenten waren seit dem vorigen Start an den Boostern gefunden worden und bekannt. Zwei Ingenieure flehten kurz vor dem Start regelrecht die Firmenleitung des Herstellers Thiokol an, den Start aufgrund der Temperaturprobleme zu verschieben. Die Firmenleitung gab trotzdem die Startfreigabe.
Das hatte weitreichende Folgen. Das NASA-Management wurde ausgetauscht, die verbleibenden Space Shuttle blieben für zweieinhalb Jahre am Boden und kommerzielle Raketenstarts, die Haupttreiber für den tödlichen Zeitdruck, wurden aus dem Programm gestrichen. Und manche Astronauten, deren Freunde und Kollegen bei diesem Unglück starben, berichteten davon, dass sie und ihre Familien einer aggressiven Presse ausgesetzt waren.
Produktive Starts ohne kommerzielle Satelliten
Fortan konzentrierte sich das -Programm auf staatliche Satellitenstarts und Missionen. Das Space Shuttle arbeitete daraufhin zuverlässig die angesetzten Aufgaben ab. Insbesondere ein Highlight bewies die Leistungsfähigkeit des Systems: Am 24. April 1990 brachte das Space Shuttle Discovery mit STS-31 das Weltraumteleskop Hubble ins All. Ein minimaler Spiegelfehler trübte die Stimmung der Astronomen enorm: Die Bilder waren unscharf.
Zum Glück wurde das Teleskop so gebaut, dass es in späteren Missionen gewartet und erweitert werden konnte. Und 1993 wurde der Spiegelfehler auf STS-61 erfolgreich korrigiert und vier weitere Wartungs- und Erweiterungsmissionen folgten bis 2009.