eBay zwischen gewohnten Erfolgen und neuen Wegen

Das Online-Auktionshaus erzielt erneut einen Rekordumsatz, doch Bedenken wegen der Skype-Übernahne und von eBay zurückgenommene Gewinnerwartungen sorgen für etwas Unruhe unter den Investoren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Internet-Auktionshaus eBay zeigt sich zufrieden mit einem erneuten Rekordumsatz im dritten Quartal des Geschäftsjahrs: Bei einem Umsatz von 1,106 Milliarden US-Dollar (ein Plus von 37 Prozent im Jahresvergleich) kam ein Nettogewinn von 255,0 Millionen US-Dollar (18 Cents pro Aktie) zu Stande, vor einem Jahr lag der Gewinn noch bei 182,35 Millionen US-Dollar. Im vorangegangenen Quartal konnte eBay allerdings einen Gewinn von 291,56 Millionen US-Dollar erzielen -- dies ist in der Unternehmensgeschichte bislang kaum vorgekommen, dass der Gewinn gegenüber dem Vorquartal zurückging. Mit dem Umsatz übertrifft eBay die eigenen Prognosen, während man beim Nettogewinn eine Punktlandung hinlegt. Meg Whitman, Präsidentin und CEO von eBay, zeigt sich höchst erfreut, dass alle Teile des eBay-Geschäfts sehr starkes Wachstum zeigten und hob besonders hervor: "Es ist wunderbar, so viel Stärke in unseren beiden größten Marktplätzen in den USA und in Deutschland zu sehen."

In den USA konnte eBay den Umsatz um 29 Prozent auf 449,5 Millionen US-Dollar steigern. Die internationalen Umsätze kletterten um 43 Prozent auf 408,9 Millionen US-Dollar -- gehen die Steigerungsraten so weiter, macht eBay bald mehr Umsatz außerhalb der USA als im Heimatland des Internetauktionshauses. eBay kann zum Ende des dritten Quartals auf 168,1 Millionen registrierte User zählen, 35 Prozent mehr als vor einem Jahr. Davon waren insgesamt 68 Millionen aktive User (also Anwender, die auf der eBay-Plattform mitboten, kauften oder ein Produkt anboten), eine Steigerung um 32 Prozent im Jahresvergleich. Für das dritte Quartal zählte eBay eine Steigerung der neu gelisteten Produkte um 32 Prozent auf 456,8 Millionen; dabei wurden durch abgeschlossene Auktionen oder Verkäufe über die eBay-Plattform 10,8 Milliarden US-Dollar umgesetzt, ein Plus im Jahresvergleich von 30 Prozent -- das bedeutete allerdings auch einen leichten Rückgang gegenüber den 10,9 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal 2005.

Die Bezahldienst-Tochter PayPal konnte im Jahresvergleich ebenfalls weiter wachsen. 86,8 Millionen Accounts verzeichnete Paypal, ein Zuwachs von 53 Prozent. Der Wert der Transaktionen, die über PayPal abgewickelt wurden, stieg um 44 Prozent auf 6,7 Millliarden US-Dollar.

Bei Bekanntgabe der Bilanzzahlen verkündete eBay auch, dass Rajiv Dutta, bislang Finanzchef von eBay, künftig die Rolle des Präsidenten beim Internettelefonie-Anbieter Skype übernimmt, den eBay vor kurzem aufgekauft hatte. Er tritt den neuen Posten an, sobald ein Nachfolger als CFO für ihn gefunden wurde, und soll gemeinsam mit Whitman und dem Skype-CEO Niklas Zennstrom das Wachstum von Skype und die Integration des Dienstes mit den eBay-Offerten und dem Bezahldienst PayPal vorantreiben.

Das erscheint auch notwendig, denn eBay führte die Belastungen durch den in den roten Zahlen steckenden Internettelefonie-Anbieter als Begründung an, um die Senkung der Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr zu begründen. eBay meint zwar, Skype helfe dabei, neue Umsätze aus bestehenden Angeboten zu generieren und in neuen Märkten aktiv zu werden. Investoren genauso wie Branchenbeobachter aber fragen sich, wie ein Internettelefondienst ins angestammte Geschäft von eBay passt. Das konnte das Online-Auktionshaus den Börsianern, die nach einem "soliden Quartal" anscheinend eine etwas optimistischere Prognose erwartet hatten, wohl noch nicht so richtig deutlich machen: Während der Kurs der eBay-Aktie im normalen Handel noch um fast 4 Prozent gestiegen war, sackte er zu Beginn des nachbörslichen Handels nach Vorstellung der Bilanzzahlen um über 6 Prozent ab.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei eBay in US-Dollar

Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
3/00 113,4 Mio. 19,1 Mio.
4/00 134 Mio. 23,9 Mio.
1/01 154,1 Mio. 30,6 Mio.
2/01 180,9 Mio. 24,6 Mio.
3/01 194 Mio. 34,9 Mio.
4/01 219,4 Mio. 25,9 Mio.
1/02 245 Mio. 47,6 Mio.
2/02 266 Mio. 54,3 Mio.
3/02 288,8 Mio. 61 Mio.
4/02 413,9 Mio. 87 Mio.
1/03 476,5 Mio. 104,02 Mio.
2/03 509,3 Mio. 91,8 (109,7 *) Mio.
3/03 530,9 Mio. 103,3 Mio.
4/03 648,4 Mio. 142,5 Mio.
1/04 756,2 Mio. 200,1 Mio.
2/04 773,4 Mio. 190,4 Mio.
3/04 805,87 Mio. 182,35 Mio.
4/04 935,78 Mio. 205,38 Mio.
1/05 1.031,73 Mio. 256,29 Mio.
2/05 1.086,30 Mio. 291,56 Mio.
3/05 1.106 Mio. 255 Mio.
* Vor der Korrektur wegen Belastungen durch die Verurteilung im Patentverfahren