Zeitungsverleger warnen: Nicht durch Google-Offensive täuschen lassen

Lange herrschte Eiszeit zwischen Google und der Zeitungsbranche. Nun bietet der US-Konzern Millionen. Doch in Nordrhein-Westfalen wird das skeptisch beäugt. Überhaupt sollte die Branche viel selbstbewusster werden, meint Verleger DuMont Schütte.

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Zeitungsverleger warnen: Nicht durch Google-Offensive täuschen lassen

(Bild: Nicholas Boos, CC BY-ND 2.0)

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  • dpa

Die nordrhein-westfälischen Zeitungsverleger reagieren skeptisch auf die jüngste millionenschwere digitale Initiative von Google im europäischen Verlagswesen. Zwar müsse jedes Angebot des Konzerns im Detail geprüft werden, sagte der Vorsitzende des Zeitungsverlegerverbandes Nordrhein-Westfalen, der Verleger Christian DuMont Schütte, am Montag in Köln. "Aber jedem muss die Gefahr bewusst sein, sich hier in weitere Abhängigkeit zu begeben und das gemeinsame Vorgehen gegen Google zu hinterwandern."

Google will nach eigenen Angaben das angespannte Verhältnis zur europäischen Verlagsbranche verbessern und den digitalen Journalismus in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 150 Millionen Euro fördern. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe will Google dabei direkt mit Medienmachern sprechen.
DuMont Schütte, Aufsichtsratschef der Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg, warnte die Politik davor, sich von Google "an der Nase herumführen zu lassen". Sie könne vielmehr die Chance nutzen und für einen fairen Ordnungsrahmen sorgen, forderte er bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes.

Die Google-Kooperation läuft unter dem Namen "Digital News Initiative", Initiative für digitale Nachrichten. Zum Start sind acht angesehene Medien beteiligt, darunter die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Zeit. Grund für die Skepsis der nordrhein-westfälischen Verlage ist unter anderem der Streit über die Darstellung von Verlagsinhalten bei Google News und der Google-Suche. So ist die Frage zu klären, ob Google den Verlagen Geld bezahlen muss, wenn kleine Fragmente ("Snippets") ihrer Artikel in der Nachrichten-Suchmaschine Google News anzeigt werden.

Die Zahl der Auflagen aller Tageszeitungen in NRW ist laut Verlegerverband im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahresquartal um vier Prozent auf etwa 3,29 Millionen Exemplare gesunken. Die Zahl der E-Paper nahm demnach im selben Zeitraum um 41 Prozent auf fast 120.000 zu. Es gebe daher auch keinen Anlass für eine Untergangsstimmung, sagte DuMont Schütte. Sinkenden Auflagen und wachsenden Alternativen im Internet zum Trotz sollte die Zeitungsbranche selbstbewusst nach vorne schauen. Denn regionale Zeitungen erreichten nach wie vor über 60 Prozent der Menschen, auch setzten Zeitungen immer noch die Agenda der Gesellschaft.

Auf der Hauptversammlung forderte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Helmut Heinen, erneut Erleichterungen für die Zeitungszustellung beim Mindestlohn. "Eine halbe Million Haushalte kann schon heute nicht mehr wirtschaftlich mit Zeitungen versorgt werden." Ganze Lokalausgaben würden dadurch in Frage gestellt. Das Gesetz zum Mindestlohn gilt seit Januar 2015. Für Zeitungsausträger soll er bis 2017 stufenweise eingeführt werden. (mho)