Windkraft günstig wie nie

Ab 2025 sollen Offshore-Windparks ohne jede Einspeisevergütung auskommen. Brauchen die Erneuerbaren Energien bald gar keine Förderung mehr?

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Windkraft günstig wie nie

(Bild: Dagmar Richardt/Fotolia)

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Der Energie- und Wirtschaftswissenschaftler Uwe Leprich ist Mitbegründer und ehemaliger Leiter des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme (IZES) in Saarbrücken.

Windparks auf hoher See galten lange Zeit als zu teuer. Dies ändert sich gerade: Bei der ersten Offshore-Ausschreibung über 1500 Megawatt boten drei von vier Betreibern ihren Strom für genau null Cent Einspeisevergütung pro Kilowattstunde an.

Sind Einspeisevergütungen damit nun generell hinfällig? Professor Uwe Leprich, Abteilungsleiter Klimaschutz und Energie im Umweltbundesamt, hält das für einen Trugschluss. Bei der Offshore-Ausschreibung galten "gewisse Sonderbedingungen", sagte er im Interview mit dem Magazin Technology Review (aktuelle Ausgabe 6/2017 jetzt am Kiosk oder hier zu bestellen): "Zum einen durfte man sich nur mit fertig geplanten Projekten bewerben. Zum anderen muss die Realisierung erst bis 2025 erfolgen", erklärte Leprich. Die Gebote seien "eine Wette auf steigende Strompreise an der Börse." Wenn sich die Bieter verkalkuliert haben, bestehe immer noch die Gefahr, dass die Projekte nicht realisiert würden, denn die damit verbundenen Strafzahlungen seien "relativ moderat".

TR 6/2017

Bei der Windkraft an Land fielen die Preise nicht ganz so drastisch wie auf See. Hier ergab die erste Ausschreibung über 800 Megawatt einen Schnitt von 5,71 Cent pro Kilowattstunde, wie die Bundesnetzagentur Mitte Mai bekannt gab. Zum Vergleich: Nach dem alten EEG gab es rund 8,5 Cent. Und Photovoltaik-Freiflächenanlagen bekamen im Februar bei einer Auktion über 200 Megawatt den Zuschlag für durchschnittlich 6,58 Cent.

"In diesem Preisbereich können neue Kohlekraftwerke nicht mehr mithalten", sagte Leprich. Allerdings sei es ein Missverständnis, zu glauben, neue Kraftwerke – ob erneuerbar oder fossil – könnten sich überhaupt noch durch den Stromverkauf an der Börse finanzieren: "Bei der Photovoltaik ist klar: Wenn die Sonne scheint, dann geht der Preis an der Börse in den Keller. Tendenziell gilt das auch für den Onshore-Wind mit seinen 1500 bis 2500 Nutzungsstunden. Dass die Finanzierung bei Offshore-Windkraft allein auf der Basis der Börsenpreise möglicherweise noch funktioniert, hängt damit zusammen, dass sie mit über 4000 Nutzungsstunden auch Zeitfenster ausnutzen kann, in denen die Preise überdurchschnittlich hoch sind."

(grh)