Wie teuer ist die Förderung von Photovoltaik wirklich?

Nach Berechnungen von Experten übertrifft die Förderung der Solarenergie die der Steinkohle bei weitem. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

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Wie teuer ist die Förderung von Photovoltaik wirklich? In der aktuellen Ausgabe 6/2008 (seit dem 22. 5. am Kiosk oder portokostenfrei online zu bestellen) beschäftigt sich Technology Review eingehend mit Kosten und Nutzen der Photovoltaik-Förderung. Dazu hat die Zeitschrift einen Online-Rechner veröffentlicht, mit dem Leser die Belastung in den nächsten Jahren selbst abschätzen können.

Eine komplizierte Förderungsregelung sorgt dafür, dass die Kosten für Photovoltaik nicht leicht zu ermitteln sind: Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) müssen die Versorger Strom aus neuen Photovoltaik-Anlagen zu festgelegten Preisen pro Kilowattstunde abnehmen. Dieser Preis richtet sich nach dem Jahr der Inbetriebnahme, bleibt dann aber 20 Jahre lang unverändert.

Zwei Organisationen haben Studien veröffentlicht, die diese Zusammenhänge in eine Kostenrechnung zu fassen versuchen. Sie kommen allerdings zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. So würden sich laut dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) die Nettokosten für alle bis einschließlich 2010 gestarteten Anlagen auf 60 Milliarden Euro summieren, wenn man die dann noch bis 2030 laufenden Zahlungen nach dem EEG berücksichtigt. Jeder deutsche Solar-Arbeitsplatz sei demnach bereits 2006 mit rund 153.000 Euro subventioniert worden. "So wird die Förderung heimischer Steinkohle, das Paradebeispiel verfehlter staatlicher Subventionspolitik bei Weitem übertroffen", sagt Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen RWI. "Die zu hohen Einspeisevergütungen erzeugen einen Nachfrageüberhang und sind dadurch der Grund, warum die Anlagenpreise unverändert hoch sind."

Die Unternehmensberatung Photon Consulting nennt für denselben Betrachtungszeitraum sogar Solar-Subventionen in Höhe von 77 Milliarden Euro. Solche Unterschiede haben ihre Ursache in den vielen Annahmen über die Zukunft, die den Berechnungen notwendigerweise zugrunde liegen. So spielen der erwartete Zubau an Photovoltaik-Leistung und die in den einzelnen Start-Jahren gültige Einspeisevergütung ebenso eine Rolle wie die Inflationsrate und die Preisentwicklung bei konventionellem Strom, der durch Solarstrom eingespart wird, und natürlich auch die Höhe der Einspeisevergütung, die laut der Novelle des EEG, über die am 6. Juni im Bundestag debattiert wird, künftig schneller sinken soll: Bislang wurde die Vergütung für neu in Betrieb genommene Anlagen von Jahr zu Jahr nur vorsichtig gesenkt.

Die Bundesregierung sieht vor, die Förderung 2009 um neun Prozent, 2010 um sieben und ab 2011 jährlich um acht Prozent zurückzufahren, um "übermäßige Gewinne" abzuschöpfen. RWI-Experte Frondel reicht das bei weitem nicht. Er schlägt eine schlagartige Absenkung der Vergütung um 30 Prozent vor, um so die Preise für Photovoltaikanlagen zu drücken: "Zu verlangen, dass die Branche die Preise von sich aus senkt, wäre eine zu hohe und unrealistische Erwartung an die Selbstlosigkeit von privaten Unternehmen." (wst)