Weltraumteleskop James Webb: Aufnahmen zeigen Sterne und Staub in 19 Galaxien

Das Weltraumteleskop James Webb kann nicht nur Sterne, sondern auch Staub und Gas in einer nie dagewesenen Detailfülle sichtbar machen. Das zeigen neue Bilder.

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Eine Collage aus Bildern, die Galaxien und den darin enthaltenen Staub (in rot/orange) zeigen

(Bild: NASA, ESA, CSA, STScI, Janice Lee (STScI), Thomas Williams (Oxford), PHANGS Team)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Forschungskollaboration hat 19 beeindruckende Aufnahmen von Spiralgalaxien veröffentlicht, die das Weltraumteleskop James Webb gemacht hat. Sie zeigen jeweils in einer Draufsicht nicht nur die Verteilung der Sterne, sondern auch Materie, aus der diese entstehen.

Aufgenommen wurden die Bilder im Nah- und Mittelinfrarotlicht, weswegen sie sich so stark von anderen Fotos etwa des Weltraumteleskops Hubble unterscheiden. Auch für Forscher und Forscherinnen, die sich seit Jahrzehnten mit der Erforschung von Galaxien beschäftigen, seien die neuen Aufnahmen überwältigend, erklärt Janice Lee vom Space Telescope Science Institute (STScI). Noch nie zuvor habe man den interstellaren Staub in anderen Galaxien in solch einer Detailtiefe gesehen.

Aufnahmen des JWST von Spiralgalaxien (19 Bilder)

IC 5332 (Bild: NASA, ESA, CSA, STScI, J. Lee (STScI), T. Williams (Oxford), PHANGS Team)

Wie das an der Erstellung der Bilder beteiligte Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) erklärt, wurden dafür die Instrumente NIRCam und MIRI benutzt. Die Near-Infrared Camera hat dabei in verschiedenen Blautönen das Licht von Millionen Sternen aufgenommen, die sich teilweise gut verteilen und teilweise scheinbar eng beieinander liegen. Das Mid-Infrared Instrument wiederum macht den Staub sichtbar, der sich zwischen den Sternen befindet und solche, die gerade entstehen, eng umhüllt. Solche Gebiete sind auf den Aufnahmen als helle, rote Perlen auszumachen. Einen Beitrag zu den Aufnahmen liefert demnach auch ein Filterrad für die Kamera, das im schwäbischen Oberkochen entwickelt wurde.

Erst auf den jetzt publik gemachten Bildern des Weltraumteleskops sind außerdem große, kugelrunde Löcher im Gas und Staub auszumachen. Die dürften auf eine oder mehrere Sterne zurückgehen, die explodiert sind und in diese Hohlräume gerissen haben, meint der Astronom Adam Leroy von der Ohio State University. Erik Rosolowsky von der Universität Alberta wiederum weist auf ausgedehnte, rot und orange gefärbte Bereiche am Ende der Spiralarme hin. Diese Strukturen würden in den Galaxien den gleichen Mustern folgen und verraten etwas über die Verbreitung von Gas und Staub. Ihre Erforschung könnte dabei helfen, die Sternentstehung in großem Maßstab zu verstehen.

Insgesamt gebe es "nahezu unendlich viele Fragen", die mit den Daten der Kollaboration PHANGS (Physics at High Angular resolution in Nearby GalaxieS) beantwortet werden können, erklärt das MPIA. Die schiere Zahl der mit den Bildern publik gemachten Daten übersteige aber bei Weitem, was das Team auswerten könne. Deshalb habe man sie für Astronominnen und Astronomen auf der ganzen Welt freigegeben. Die sollen damit ergründen können, wie Galaxien die Entstehung von Sternen einleiten, aufrechterhalten und unterbinden. Die beeindruckenden Bilder der Spiralgalaxien sollen aber auch dem Rest einmal mehr vorführen, wie das Weltraumteleskop James Webb unseren Blick aufs Universum ändert.

Das Weltraumteleskop James Webb wird von den Weltraumagenturen NASA, ESA und CSA betrieben und wurde am 25. Dezember 2021 gestartet. Nachdem es sich in einer komplexen Prozedur selbst entfaltet hat, ist es einen Monat später am Lagrange-Punkt L2 angekommen. Hier blickt es abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass deren Wärmestrahlung das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Schutzschirm blockt diese ab. Seitdem es Anfang Juli 2022 die wissenschaftliche Arbeit aufgenommen hat, sorgt es in immenser Geschwindigkeit für Entdeckungen. Gleichzeitig soll es deutlich länger einsatzbereit sein als ursprünglich geplant.

(mho)