Schavan: Bundesregierung investiert mehr Geld denn je in Forschung

Die Bundesforschungsministerin will weiterhin am Lissabon-Ziel von 3 Prozent FuE-Ausgaben am BIP bis 2010 festhalten.

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Von
  • Florian Rötzer

Bundesforschungsministerin Annette Schavan gibt sich optimistisch, dass Deutschland das Lissabon-Ziel erreichen werde, bis 2010 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts in Forschung und Entwicklung zu investieren. Der Bund investiere nun 40 Prozent mehr als 2005 in Hochschulen und Forschungseinrichtungen, sagte die Ministerin bei der Vorstellung des über 600 Seiten starken Berichts Forschung und Innovation.

2007 lagen die Ausgaben bei 10,3 Milliarden Euro, in diesem Jahr seien insgesamt 11,2 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung vorgesehen. Die Wirtschaft habe 2006 mit 41,1 Milliarden Euro 6,5 Prozent mehr als 2005 in Forschung und Entwicklung investiert. In Zukunft sollen die Ausgaben weiter gesteigert werden, verspricht die Ministerin, schließlich sei es das "erklärte Ziel der Bundesregierung, unser Land zu einem der weltweit leistungsfähigsten Standorte für Wissenschaft, Forschung und Innovation zu machen".

Insbesondere die von Schavan eingeleitete Hightech-Strategie, die Forschungsprioritäten setzt und eine engere Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft anstrebt, habe einen "Mobilisierungseffekt" gezeigt und für ein "verbessertes Forschungs- und Innovationsklima" gesorgt. Hingewiesen wird dabei auch darauf, dass die Zahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung seit 2005 um 5 Prozent gestiegen sei – im Osten ist die Zahl der Arbeitsplätze allerdings gesunken. In der Industrie arbeiteten 2007 hier 320.000 Beschäftigte, 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Biotechnologiebranche sind seit 2005 sogar 24 Prozent mehr Arbeitsplätze entstanden.

Schavan hebt hervor, dass in den Forschungsbereich nachwachsende Rohstoffe mit 315 Millionen Euro mehr als doppelt so viel als noch 2005 investiert wurden, in der Medizin- und Gesundheitsforschung sind es mit 620 Millionen in diesem Jahr 15 Prozent, in der Klima- und Umweltforschung mit 585 Millionen 10 Prozent oder in der Biotechnologie mit 338 Millionen Euro 28 Prozent mehr. In die Informationstechnik wurde hingegen 2006 weniger als 2005 investiert.

Zweifeln aber lässt sich doch, ob das Lissabon-Ziel erreicht werden kann. Selbst wenn der Bund mehr Geld in Forschung und Wissenschaft investiert, müssen auch Länder und Wirtschaft mitziehen. Die Wirtschaft steckt zwar nun 42,8 Milliarden in FuE, 2010 müssten es aber schon 55 Milliarden sein. Und die Länder dürften das Ziel auch verfehlen. Am meisten wird in Baden-Württemberg und Bayern in Forschung investiert, die beiden Länder liegen auch an der Spitze bei Patentanmeldungen und reichen mehr als die Hälfte in Deutschland ein. Was etwa die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen pro einer Million Einwohner betrifft, liegt Deutschland mit 837 im europäischen Mittelfeld, während Schweden mit 1730 an der Spitze liegt. Auch beim FuE-Personal ist Deutschland mit 11,7 pro 1000 Erwerbspersonen nicht vorne dran. In Finnland sind es 21, in Schweden 16,8 oder in Frankreich 13.

Bei den Bruttoinlandsausgaben für Forschung und Entwicklung stand Deutschland 2005 bei 2,48 Prozent Anteil am BIP. Schavan will 2009 bereits 2,85 Prozent erreichen. Schweden lag 2005 allerdings schon mit 3,89 Prozent über dem Lissabon-Ziel, auch Finnland stand mit 3,48 Prozent gut da. Japan gab 3,33 Prozent aus, die USA 2,62. Dramatisch sieht es etwa in Italien mit 1,1 Prozent aus, Großbritannien ist mit 1,78 Prozent auch noch weit vom Lissabon-Ziel entfernt. (fr)