Rechtsextreme verschanzten ihre Daten angeblich im "Cyberbunker"

Unter den Nutzern des im September ausgehobenen "Bulletproof Servers" in Traben-Trabach soll sich auch die "Identitäre Bewegung" befunden haben.

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Rechtsextreme verschanzten ihre Daten angeblich im "Cyberbunker"

Ein Raum in dem "Cyberbunker".

(Bild: LKA Rheinland-Pfalz)

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Unter den Nutzern der Server des "Cyberbunkers" befand sich auch die rechtsextreme "Identitäre Bewegung". Das berichten der Norddeutsche Rundfunk und Der Spiegel, die nach eigenen Angaben unter anderem Ermittlungsunterlagen zu dem Fall durchgewühlt haben. Der "Bulletproof Hoster" in Traben-Trarbach an der Mosel war im September 2019 von der Polizei ausgehoben worden. Die Auswertung der Cyberbunker-Server dauere noch an, die Ermittler hätten noch "keine einzige legale Seite" gefunden.

Die Betreiber des Cyberbunkers sollen das "sichere Hosting" für extreme Gruppierung als "Marktlücke" gesehen haben, geht aus dem Bericht hervor. Eine Vertreterin der Identitären Bewegung in Deutschland sei über verschlüsselte Messenger kontaktiert und mit der Gruppierung dann einen Mietvertrag für einen Cloud-Server geschlossen worden. Die Identitären hätten monatlich 30 Euro bezahlt, andere Kunden sollen für den gleichen Server mehrere Hundert Euro bezahlt haben.

Der niederländische Cyberbunker-Betreiber hat laut dem Bericht beteuert, keine Kenntnis von den Inhalten gehabt zu haben, die seine Kunden über die Cyberbunker-Server laufen ließen. Dort sei auch ein Wikileaks-Server gelaufen, der möglicherweise eigentlicher Anlass für die Polizeiaktion gewesen war, spekuliert der Niederländer. Oberstaatsanwalt Jörg Angerer sagte laut NDR und Spiegel,eEs gebe bisher keine Erkenntnisse, dass im Cyberbunker Wikileaks-Server gestanden haben. Derartige Server hätten bei den Ermittlungen auch keine Rolle gespielt.

Ende September hatten mehr als 700 Einsatzkräfte das Gelände des Bunkers in Traben-Trarbach durchsucht und mehr als 800 Server vom Netz genommen, darunter viele virtuelle Server. Vorangegangen waren vier Jahre strafrechtliche Ermittlungen, die schließlich zum Zugriff führten. Im April dieses Jahres erhob die Staatsanwaltschaft Koblenz Anklage gegen vier Niederländer, drei Deutsche und einen Bulgaren. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Beihilfe zu zahlreichen Straftaten vor, darunter Drogenhandel, Botnetz-Attacken und Datenhehlerei. Auch Links zu Kinderpornografie und Mordaufträge fanden sich auf den Servern.

"Cyberbunker" in Traben-Trarbach (122 Bilder)

Das Gelände
(Bild: Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz)

Die Identitäre Bewegung (IDB) will laut Verfassungsschutz einen "kulturell homogenen Staat". Dieser werde nach Ansicht der Rechtsextremen durch den sogenannten Multikulturalismus bedroht, der durch eine angeblich unkontrollierte Massenzuwanderung zu einer Heterogenisierung der Gesellschaft führe. Die IBD vertritt nach Ansicht des Verfassungsschutzes einen "völkischen Staatsvolk-Begriff, der dem Verständnis des Grundgesetzes gemäß Art. 116 GG widerspricht". (anw)