Olympische Spiele: TETRA für den "Ring of Steel"

Auf dem TETRA World Congress in Dubai wurde über die nächste Herausforderung diskutiert: Der Netzbetreiber Airwave zeigte sich zuversichtlich, mit seinem eigens aufgebauten Apollo-Netzwerk die Sommerspiele zu stemmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers
  • Carsten Meyer

Auf dem TETRA World Congress in Dubai, dem letzten seiner Art, wurde auch über die nächste Großsicherheitslage gesprochen, die olympischen Spiele in London. Der Netzbetreiber Airwave zeigte sich zuversichtlich, mit seinem eigens aufgebauten Apollo-Netzwerk die Sommerspiele zu stemmen.Die Erfahrungen mit den "ersten Sommerspielen" waren gut, scherzte ein Manager.

Im August 2011 brach in London das aus, was in Großbritannien seitdem als "Summer Riots" abgehandelt wird. Jugendliche plünderten Geschäfte und zündelten, die Londoner Polizei in den Straßen wurde von regulär 6000 Beamten auf 16.000 erhöht. Das von der Firma Airwave unterhaltene TETRA-Netzwerk für Funkrufe war einem Stresstest ausgesetzt: die Funkrufe verdoppelten sich von zwei auf vier Millionen, statt einem ständig über der Stadt kreisenden Backup-Flieger mussten fünf in der Luft sein, um alle Kommunikations-Engpässe zu beseitigen. Zeitweise waren 14.000 Beamte im Einsatz, die aus anderen britischen Städten herangeholt wurden und sich mit ihren Funkgeräten in das Airwave-Netz einbuchten.

Nun steht dem Netz die nächste Bewährungsprobe bevor: 12.000 Polizisten werden die Sportler-Sommerspiele sichten, hinzu kommen noch einmal 12.000 Soldaten, die im Armee-eigenen Tetrapol-Netzwerk funken. Auf die erhöhten Anforderungen hat Airwave reagiert und die 312 Basisstationen in London runderneuert. Zudem wird ein weiteres TETRA-Funknetz aktiv sein: das Londoner Organisations-Kommitee für die olympischen Spiele und die Paralympics (LOCOG erlebte eine Abfuhr auf die Anfrage, das Airwave-Netz der Londoner Sicherheitskräfte zu benutzen. So startete man die Ausschreibung für ein eigenes Netz, über das bis zu 18.000 Betreuer funken können, von der Fahrbereitschaft bis zu den Urin-Testern. Airwave gewann zu geheim gehaltenen Konditionen und durfte das Apollo-TETRA-Netz aufbauen, Die Bereitschaft, mit dem Ausrüstungsvertrag auch als "Third Tier"-Sponsor in den Werbetopf des Olympischen Kommitees zu zahlen, soll den Ausschlag gegeben haben. Das Apollo-Netzwerk ist auf Ost-London konzentriert, kleinere Netze existieren in den Außenstellen wie Weymouth, wo die Segelwettbewerbe stattfinden.

Während die Sportbetreuer sich nicht in das TETRA-Netz von Polizei und Sicherheitsbehörden einwählen können, können sich die Sicherheitskräfte in Notlagen aufschalten und Anweisungen erteilen. Außerdem gibt es im Kontrollzentrum eine TETRA-Tetropol Brücke, weil der Ost-Londoner Luftraum als "Ring of Steel" während der Sommerspiele eine No-Fly-Zone ist. Für das Abfangen von Eindringlingen wurde ein Hubschrauberträger vor Ort geschleppt, außerdem fliegen Eurofighter Patrouille. Gegen Luftangriffe mit kleinen Drohnen wurden Abfangraketen auf Wohnhäusern installiert, eine Maßnahme, die Kritiker der Sommerspiele in ihrer Ansicht bestätigte, dass die Spiele militarisiert werden.

Nach den Spielen werden Hubschrauber und Raketen abgezogen. Auch das Apollo-Netzwerk wird rückgebaut, obwohl man bei Airwave versucht, die Kapazitäten an mögliche Interessenten zu vermieten. Dann schlägt die Stunde der Wuppertaler Firma Riedel, die darauf spezialisiert ist, gebrauchte TETRA-Netzkomponenten zu vermarkten oder zu verleihen. (cm)