Neue Kryptowährung der Zentralbank Brasiliens: Der Digital-Real

Das größte Land Südamerikas bereitet eine eigene, staatliche Kryptowährung vor. Details bleibt die Zentralbank schuldig.

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Brasiliens Zentralbank

Brasiliens Zentralbank wünscht sich den Digital-Real

(Bild: Banco Central do Brasil)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torge Löding
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Brasiliens Zentralbank steckt den Rahmen für die Einführung einer digitalen Version der Landeswährung Real (BRL). Dafür hat die Institution am Pfingstmontag allgemeine Richtlinien vorgestellt. Wann konkrete Schritte zur Digitalisierung der eigenen Währung folgen, ist offen. Die Zentralbank macht dazu keine Angaben.

Denn zu elementaren Fragen nimmt die Bank bisher keine Stellung. Sie verweist auf weitere Diskussionen, bevor Brasiliens digitale Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) Realität werden kann. Zu den technischen Details des Minings und wie energieintensiv dieses sein darf, finden sich außer dem Verweis auf zukünftigen Dialog keine Angaben.

"Bevor ein Zeitplan für die Implementierung festgelegt wird, wird der Dialog mit der Gesellschaft eine detailliertere Analyse nicht nur der Anwendungsfälle ermöglichen, die von der Ausgabe eines CBDC profitieren könnten, sondern auch der am besten geeigneten Technik für die Implementierung", heißt es in der Erklärung der Institution. Wie genau dieser Dialog aussehen soll, blieb indes unklar.

Die allgemeinen Richtlinien der brasilianischen Zentralbank für digitale Währungen sind Ausfluss einer Studiengruppe. Sie hat vergangenen August positive Auswirkungen sowie Risiken, darunter für Datenschutz und IT-Sicherheit, sowie regulatorische Fragen analysiert.

Laut der Behörde liegt der Schwerpunkt der aktuellen Richtlinien auf der Möglichkeit, neue Marktangebote zu entwickeln, die auf Innovationen wie Smart Contracts, Internet of Things (IoT) und programmierbarem Geld basieren. Der digitale Real könne im Massenzahlungsverkehr eingesetzt werden und werde jedenfalls Online-, möglicherweise auch Offline-Zahlungen erlauben.

Als Erweiterung der physischen Währung wird die Verteilung des digitalen Reals durch Verwahrer des nationalen Finanzsystems und des brasilianischen Zahlungssystems vermittelt, ohne dass diese Institutionen eine Vergütung erhalten. Doch selbst wenn die Institution keine Gewinnabsicht hat: Kernansatz einer Kryptowährung ist eigentlich eine Abkehr von Zentralbanken und staatlichen Eingriffen.

Diesen Widerspruch ignoriert die Zentralbank. Stattdessen verspricht sie in ihrem Regelwerk, die Rechtssicherheit der mit der digitalen Währung durchgeführten Transaktionen zu gewährleisten, sowie die "Einhaltung aller Datenschutz- und Sicherheitsprinzipien", genau die Regeln, die durch die Gesetzgebung rund um das Bankgeheimnis und die Allgemeine Datenschutzverordnung bestimmt werden.

Gleichzeitig sollen Behörden eingreifen können: Laut der Zentralbank soll das technische Design des digitalen Reals die "vollständige Einhaltung internationaler Empfehlungen und Rechtsnormen zur Verhinderung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Finanzierung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen" sowie die "Einhaltung von Gerichtsbeschlüssen zur Verfolgung illegaler Transaktionen" ermöglichen.

Die Zentralbank merkt an, dass die digitale Realität Zusammenarbeit und Integration ermöglichen für grenzüberschreitende Zahlungen ermöglichen soll. In Bezug auf IT-Sicherheit verweist die Institution auf Widerstandsfähigkeit und Sicherheitsstandards, die den Regeln für wichtige Finanzmarktinfrastruktur entsprechen.

Die Ankündigung ist vielmehr Teil der Agenda zur Modernisierung des brasilianischen Zahlungsverkehrs. Dazu gehört zu die mit einer großen Kampagne vollzogene Einführung des Instant Payment Systems PIX – bei dem man anstatt einer Kontonummereingabe Überweisungen mit Angabe der Mobilfunk- oder Steuernummer (CPF) des Empfängers durchführen kann – im vergangenen November sowie die laufende Implementierung von Open Banking.

(tol)