Museen erkennen langsam Wert historischer Fotografien

Das Schweriner Volkskundemuseum verfügt über 100 000 historische Fotografien: bildungsbürgerliche Kunstaufnahmen, Fotos aus Volkseigenen Betrieben oder auch Bilder aus DDR-Schulen. Experten befassen sich damit, solche Bilderschätze digital zu erfassen.

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Von
  • Birgit Sander

Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß, Volker Janke, arbeitet daran, die 100.000 historischen Fotografien zu digitalisieren, die er in seinem Museum buchstäblich entdeckt hat.

(Bild: Jens Büttner, dpa )

Historische Fotografien haben nach Ansicht von Museumsexperten noch immer nicht den Kulturgut-Status erreicht, der ihnen zusteht. "Noch immer landen private Fotoarchive auf dem Müll", sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter des Freilicht- und Volkskundemuseums Schwerin-Mueß, Volker Janke, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Nur langsam gerate die "analoge" Fotografie als schwindendes Medium und Zeuge einer vergangenen Zeit mehr ins Bewusstsein der Museen. Janke arbeitet daran, 100 000 alte Fotografien zu digitalisieren, die er in seinem Museum entdeckt hat. Darunter sind viele Aufnahmen von Mitgliedern der Photographischen Gesellschaft Schwerin aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Das Wie und Warum des Digitalisierens stellte er am Sonntag auf der Frühjahrstagung des Museumsverbandes in Greifswald vor. Dort befassen sich Vertreter der rund 200 Museen in Mecklenburg-Vorpommern mit den Themen Sammlungsmanagement, Schenkungen und Digitalisierung. Der Museumsverband hat nach eigenen Angaben rund 190 Mitglieder, davon 150 Museen. Ein kleiner Arbeitskreis befasst sich seit zwei Jahren mit der Fotografie.

Fotografien dienten in Museen bislang vor allem der Illustration, sagte Janke. Erst jetzt werde deren eigenständiger Wert erkannt. Er habe bei der Beschäftigung mit den Fotos im Volkskundemuseum Mueß gelernt, die Herkunft der Bilder zu bestimmen. Ein besonders wertvoller Teil seien die Aufnahmen der Photographischen Gesellschaft Schwerin. "Der 5000 Fotos umfassende Bestand ist durch seine Geschlossenheit ziemlich einmalig", sagte Janke. Er habe die Bilder anhand der unterschiedlichen Größe, Tonung und Beschriftung mehreren bisher unbekannten Fotografen zuordnen können.

Die Mitglieder der Gesellschaft gehörten dem Bildungsbürgertum an, ihre Sujets waren künstlerischer Art: "Problemfelder wurden ausgeblendet." In der Museumssammlung sind laut Janke aber auch das Archiv der Betriebsfotogruppe des VEB Hydraulik in Parchim oder 250 Dia-Serien zur Schulbildung aus DDR-Zeiten.

In Mecklenburg-Vorpommern laufen bereits mehrere Projekte zur Digitalisierung von Kulturgütern. Die Universität Greifswald arbeitet mit Hilfe von Studenten daran, ihre Schätze aus den wissenschaftlichen Sammlungen elektronisch zu erfassen. An der Universitätsbibliothek Rostock werden in den kommenden drei Jahren rund 5000 Drucke aus dem 17. Jahrhundert digitalisiert. (keh)