Microsoft mahnt Open-Source-Sprachrohr Slashdot ab

An Microsofts etwas eigenwilligem Verständnis von "Open Source" entzündet sich ein Streit zwischen dem Softwarehaus und der Open-Source-Gemeinde.

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Von
  • Oliver Diedrich

An Microsofts etwas eigenwilligem Verständnis von "Open Source" entzündet sich ein Streit zwischen dem Softwarehaus und der Open-Source-Gemeinde, in dem das Recht auf freie Rede mit dem Schutz des geistigen Eigentums kollidiert. Dabei geht es um die Kerberos-Implementierung in Windows 2000.

Microsoft verwendet in Windows 2000 den offenen Standard Kerberos zur Kontrolle des Zugriffs auf Netzressourcen; jedoch haben die Redmonder den Standard so erweitert, dass ihre Implementierung nicht vollständig mit der Kerberos-Software anderer Software-Hersteller kompatibel ist. Microsoft ist mehrfach vorgeworfen worden, mit derartigen Methoden offene Standards zu unterlaufen und so Konkurrenten, aber auch Open-Source-Programmierer auszuschalten, die sich an die Standards halten. Der Umgang mit Kerberos wurde auch in einem Gutachten vom 28. April angeführt, mit der die Regierung Ende April ihre Forderung nach einer Zerschlagung des Konzerns untermauert hatte.

Am 27. April stellte Microsoft den Quellcode seiner Kerberos-Implementierung überraschend ins Internet – jedoch zusammen mit einer Lizenzvereinbarung, die dazu verpflichtet, "die Spezifikation niemand anderem gegenüber offenzulegen" und sie "vertraulich zu behandeln". Anfang Mai hatte der Online-Dienst Slashdot, ein Sprachrohr der Open-Source-Szene, über den Vorgang berichtet. Einige Teilnehmer der Diskussion, die sich anschließend auf Slashdot entspann, posteten Microsofts Quelltexte oder Links, die auf Websites verweisen, auf denen diese zum Download bereitgestellt werden. Das veranlasste Microsoft, Slashdot eine förmliche Abmahnung zuzustellen.

Unter Berufung auf den Digital Millenium Copyright Act (DMCA) fordert Microsoft Slashdot auf, die betreffende Leserbeiträge zu entfernen. Der DMCA verpflichtet Internet Service Provider, Material von ihren Websites zu entfernen, das das Copyright eines Dritten verletzt. Die Betreiber von Slashdot hingegen sehen in der Aufforderung den Versuch einer Zensur. Sie stellten die Abmahnung gestern zur Diskussion und kündigten an, ihre Anwälte einzuschalten. (odi)