Microsoft geht bei Abgeordenten auf Sympathiefang

Microsoft hat sich an führende US-amerikanische Kongressabgeordnete gewandt, um ihnen die Folgen der Unternehmenssplittung vor Augen zu halten.

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Microsoft hat sich mit einem Brief an führende US-amerikanische Kongressabgeordnete gewandt, um ihnen die Folgen der Unternehmenssplittung vor Augen zu halten. Die Vorschläge der Regierung führen zu weit reichenden Einschränkungen sowohl im technischen als auch im unternehmerischen Bereich, wodurch eine Weiterentwicklung von Windows in der näheren Zukunft verhindert werde, heißt es in dem Schreiben. Dies bestrafe den Konzern in unfairer Art und Weise und beschneide seine Wettbewerbsfähigkeit.

Der Plan des Department of Justice (DOJ), Microsoft in zwei separate Firmen für Betriebssysteme und Applikationen aufzuspalten, gefährde nicht nur bereits existierende, sondern auch zukünftige Produkte, klagt Microsoft. "Der DOJ-Plan scheint die Entwicklung spannender neuer Produkte zu verhindern, wie neue Versionen von Web-TV oder die X-Box-Spielekonsole", meint Microsoft. Zudem beträfen die Regelungen auch Produkte und Märkte, die nicht Gegenstand des Verfahrens gegen Microsoft gewesen seien.

Schon in der Vergangenheit pflegten die Redmonder den Kongress regelmäßig über ihre Aktivitäten zu informieren; seit Beginn des Antitrust-Verfahrens hat das Unternehmen jedoch seine Bemühungen um die Abgeordneten noch intensiviert. Letzten Monat versuchte der Software-Konzern auch, seine Aktionäre vor den Karren zu spannen. Ihnen legte Microsoft nahe, gewählte Volksvertreter mit dem Fall zu konfrontieren. "Natürlich wollen wir den Gesetzgebern zeigen, welche negativen Auswirkungen die Entscheidung der Regierung auf ihre Wahlkreise und die Wirtschaft haben wird", begründete Microsoft-Sprecher Jim Cullinan die Aktion.

Die Informationspolitik des Software-Riesen dürfte zwar kaum kurzfristigen Erfolg versprechen, meint George Kovacic, Professor an der George Washington University Law School. Zumindest könnte sie aber bewirken, dass sich die nächste Regierung etwas loyaler verhält. Microsoft-Kritiker wie Ken Wasch, Präsident der Software Industry and Information Association (SIIA), werfen dem Konzern vor, er verbreite allzu freizügige Interpretationen über den Einfluss der Regierungsvorschläge. So beklagt Microsoft, dass die Auflagen eine Verbesserung des Internet-Explorer in Windows verbieten würden. "Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein", kommentiert Wasch. "Die Vorschläge der Regierung würden Microsoft nicht davon abhalten, neue Features in Windows einzubauen oder neue Internet-Anwendungen zu entwickeln. Dem Konzern sei es nur untersagt, die Anwendungen direkt an das Betriebssystem zu binden, sodass Nutzer oder Computerhersteller diese nur schwer entfernen können." Die Regierung wolle zudem die beiden Unternehmen daran hindern, sich wieder zu vereinigen oder Joint Ventures zu bilden. Sie sollen Geschäftsbeziehungen untereinander pflegen wie mit jeder anderen Soft- oder Hardwarefirma auch. (atr)