Maui X-Stream: Neue Vorwürfe wegen Codeklaus

Die Softwareschmiede Maui X-Stream, schon mit dem Apple-Emulator CherryOS unrühmlich aufgefallen, ist wegen angeblicher Verletzungen der Open-Source-Lizenz GPL erneut in der Kritik.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Die Softwareschmiede Maui X-Stream ist wieder in der Kritik: Nachdem der offensichtlichvon der Open-Source-Software PearPC abgekupferte Apple-Emulator CherryOS zurückgezogen wurde, haben sich OpenSource-Anhänger die anderen Produkte der Firma genau angesehen und dort ebenfalls Hinweise auf unerlaubt verwendeten Quellcode entdeckt. Die Firma bestreitet dies offiziell, ein Mitarbeiter soll inzwischen aber die Verwendung des Quellcodes eines Open-Source-Projekts eingestanden haben.

Den Ball ins Rollen brachte der Weblogger Michael Bell. Er hatte in der Streaming-Lösung VX30 der US-Firma Hinweise auf gleich mehrere Open-Source-Projekte gefunden. So soll in den verschiedenen Komponenten der Software unter anderem Code der Projekte Media Player Classic, XviD und Lame enthalten sein. Parallel recherchierte Bell im Firmenumfeld von Maui X-Stream und stieß auf ein schwer durchschaubares Geflecht von Zulieferfirmen und Verantwortlichkeiten. Seine Erkenntnisse veröffentlichte Bell in seinem Weblog unter der Überschrift Deconstructing Maui X-Stream. Darin führt Bell auch auf, wie jeder Interessierte die Übereinstimmungen in der Software selbst nachvollziehen kann und bot die gefundenen Indizien zum Download an.

Die Firma bestritt jedoch die Vorwürfe und veröffentlichte auf ihrer Webseite ein Statement. Darin räumt die Firma ein, dass GPL-lizenzierter Code in Beta-Versionen der Software VX30 enthalten gewesen sei. Dieser Code sei jedoch inzwischen entfernt worden: "VX30 ist ein proprietäres Produkt, das über 3 Jahre von den Mitarbeitern und Zulieferern von Maui X-Stream geschaffen wurde. [...] Maui X-Stream besitzt das Urheberrecht an VX30 und hat Patente auf die Technologie eingereicht."

Diese Darstellung wird jedoch von Michael Bell bestritten. Er wirft der Firma vor, lediglich die Herkunft des Codes verschleiert, ihn aber nicht entfernt zu haben. Um seine Beweisführung nachhaltig zu belegen, veröffentlichte er auf seiner Webseite den Quellcode einer Komponente der VX30-Suite, die auf dem Open-Source-Projekt phpAdsNew basieren soll. Zum Vergleich bietet Bell auch den Quelltext dieser Software zum Download an. Der Weblogger beruft sich bei der Veröffentlichung des angeblich proprietären Codes auf die Bestimmungen der GPL, die die Weitergabe des Quelltextes erlauben.

Auch ein Entwickler von phpAdsNew meldet sich in der Diskussion zu Wort und veröffentlicht in seinem Weblog einen Mailwechsel mit Maui X-Stream. Darin räumt ein Mitarbeiter der Firma ein, dass der Code von phpadsNew in VX30 verwendet werde, gibt aber gleichzeitig an, dass der Quellcode an die Kunden der Firma ausgeliefert werde. Da jedoch offenbar Hinweise auf die Autoren der zugrunde liegenden Software entfernt wurden, wäre auch diese Vorgehensweise nicht durch die GPL gedeckt.

Zur Glaubwürdigkeit von Maui X-Stream trägt das Verhalten der Firma im Fall CherryOS nicht bei. Zuletzt hatte die Softwareschmiede zugesagt, die Software zum 1. Mai als Open Source freizugeben. Doch stattdessen wurde das Projekt eingestellt; der CherryOS-Entwickler Arben Kryzieu kommentierte in seinem Weblog lapidar, dass sich die Entwicklung der Software, die zwischenzeitlich zum Preis von fast 100 Dollar vertrieben wurde, nicht lohne. Kryzieu wird von Maui X-Stream auch als "lead developer" der VX30-Suite bezeichnet. (Torsten Kleinz) / (jk)