Kuba richtet erstmals öffentliche Internetzugangspunkte ein

Kuba öffnet für seine 11 Millionen Einwohner insgesamt 118 öffentliche Zugangspunkte zum Internet. Jeweils stehen den Nutzern dort drei bis vier Rechner zur Verfügung, um nationale oder für mehr Geld auch internationale Seiten anzusteuern.

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Zum 4. Juni sollen in Kuba landesweit 118 öffentliche Zugangspunkte zum Internet eingerichtet werden, berichtet die staatliche Tageszeitung Granma. Demnach stehen der Öffentlichkeit dann insgesamt 334 Rechner zur Verfügung. An jedem der Zugangspunkte gibt es drei oder vier davon, auf die sich jeweils die Verbindungsgeschwindigkeit von maximal 2 Mbps aufteilt. Der Zugang zum Internet wird pro Stunde 4,50 Peso convertible (3,50 Euro) kosten, der zu nationalen Seiten 60 Centavos (0,50 Euro) und der zu einem Mail-Account 1,50 Peso convertible (1,20 Euro) pro Stunde.

Wie die BBC ausführt, liegt ein durchschnittliches Monatseinkommen in Kuba bei rund 15 Euro. Die meisten Einwohner des sozialistischen Inselstaats können demnach auch nur an ihrem Arbeitsplatz, in der Schule oder in Luxushotels ins Internet. Nur wenige, etwa einige Journalisten oder Ärzte, haben dazu in ihrer Wohnung die Möglichkeit. Die Beschränkungen des Internetzugangs habe die Regierung damit begründet, dass der Staat auf langsame und teure Satellitenverbindungen angewiesen sei. Kritiker werfen der Regierung aber vor, den Zugang zu Informationen kontrollieren zu wollen. Im Januar 2013 wurde schließlich ein Glasfaserkabel nach Venezuela in Betrieb genommen.

Sieht so ein Zugangsrechner aus?

(Bild: Granma)

In einem Interview mit der Granma erkennt Wilfredo González Vidal, stellvertretender Kommunikationsminister des Landes an, dass die Preis zur Einrichtung der öffentlichen Zugangspunkte hoch sind. Aber sein Ministerium müsse auch die hohen Kosten beim Aufbau der Netzinfrastruktur refinanzieren. Während die Zugangskosten in den reichsten Ländern jedoch tatsächlich relativ niedrig seien, müsste man in vielen Entwicklungsländern noch mehr bezahlen. Darüber hinaus sagt er, dass es vorgesehen sei, den Kubanern in ihren Wohnungen einen Internetzugang zu ermöglichen. Nur unter den gegenwärtigen ökonomischen Umständen sei das noch nicht machbar.

In den 118 Zugangspunkten werde es vorerst keine drahtlose Zugangsmöglichkeit geben, so Vidal. Doch man prüfe diese Möglichkeit. Wenn man das nötige Geld habe, könne man das dann nachrüsten. An Zugangsmöglichkeiten für Mobilgeräte arbeite man aber bereits und die könnten schon in "relativ naher" Zukunft eingeführt werden. Zur Eröffnung bereits genutzt werden könnten aber USB-Sticks, um gefundene Informationen abzuspeichern.

Wie die Granma noch ausführt, geschehe diese wenngleich langsame Einführung der Informationstechnik in Kuba trotz der ökonomischen Beschränkungen durch die US-Sanktionen und des "digitalen Grabens" zwischen reichen und armen Ländern. Dieser Schritt bedeute auch nur die erste Etappe auf dem Weg, der Bevölkerung einen Zugang zum Internet zu ermöglichen. (mho)