Kreditkartenmissbrauch im Internet nimmt zu

Visa meldet um 0.01 Prozenpunkte zurückgegangene Schäden, aber der Kreditkarten-Betrug über das Internet nimmt zu.

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Von
  • Frank Rohse

Das Kreditkartenunternehmen Visa legte heute die aktuellen Zahlen zum Kreditkartenmissbrauch vor. Fast um das Dreifache gestiegen sind alle Betrugsfälle, in denen die Karte beim Einkauf nicht wirklich vorlag, wozu neben Post und Telefon auch das Internet gehört. Der Anteil stieg von fünf Prozent (1998) auf dreizehn Prozent der Schäden. Die Abschreibungen durch Missbrauch im Internet bezifferte Visa auf 1,4 Millionen Mark jährlich – etwa fünf Mark pro Karte und Jahr. Insgesamt ist das Schadensvolumen jedoch zum ersten Mal nach zwei Jahren im IV. Quartal 2000 um 0,01 Prozentpunkte zurückgegangen. Anfang des Jahres hatte Visa-Sprecherin Christina Horn noch erklärt, im vergangenen Jahr habe es "keine signifikanten Steigerungen" von Betrugsfällen im Internet gegeben. Die Höhe des Schadens, der durch Betrug mit Visa-Karten im Internet entstehe, bezifferte die Sprecherin auf rund "drei Prozent vom Gesamtumsatz".

Häufigste und am schnellsten wachsende Betrugsart ist das Fälschen von Karten. Rund 47 Prozent der Schäden führt Visa darauf zurück. Im Vergleichszeitraum für das Jahr 1998 waren es noch 33 Prozent. Gestohlene Karten sind mit 25 Prozent immer noch die zweitgrößte Schadensursache, stellt Visa fest. Allerdings mit sinkender Tendenz, im Abrechnungsjahr 1998 lag der Anteil noch bei 32 Prozent. Obwohl deutsche Visa-Karten zu 69 Prozent im Inland verwendet werden, geschehen 80 Prozent der Schäden im Ausland. Die Länder, in denen Missbrauch mit deutschen Karten am häufigsten vorkommt, sind laut Visa die USA und Spanien, gefolgt von Italien und Frankreich.

Um dem Kartenbetrug wirkungsvoller zu begegnen, will Visa in Europa bis zum Jahr 2005 von Magnetstreifen auf Chips umstellen. Als Teile eines Neun-Punkte-Sofortprogramms sollen verstärkt Händler identifiziert und verfolgt werden, bei denen der Verdacht besteht, das Kartendaten kopiert werden. Visa will darüberhinaus stärker in IT-gestützte Frühwarnsysteme investieren, etwa das schon 1995 vorgestellte Cardholder Risk Identification System (CRIS). Damit will Visa automatisch sämtliche Zahlungen, die mit einer Kreditkarte getätigt werden überwachen und bei Auffälligkeiten Alarm schlagen. Das System ist lernfähig und funktioniert wie ein neuronales Netzwerk – es würde beispielsweise ansprechen, falls ein Kunde, der nie Schmuck kauft plötzlich wiederholt für hohe Summen Schmuck einkauft.

Der Account Generation Monitor ist ein weiteres Programm, mit dem Visa Betrügern vorbeugen will. Damit werden automatisch generierte Kreditkarten-Nummern erkannt, wenn sie in einem bestimmten Zahlenbereich räumlich und zeitlich gehäuft gebraucht werden. Wird bei einer Transaktion ein erhöhtes Missbrauchsrisiko bemerkt, will Visa innerhalb von zehn Minuten die Bank benachrichtigen. Die Bank soll dann die Rechtmäßigkeit der Transaktion überprüfen und gegebenenfalls den Kunden informieren oder das Konto sperren. (fro)