Heißer Dienstag: T-Aktionäre treffen auf Ron Sommer

Der drastische Kursverfall der T-Aktie und die Immobilienaffäre sind die Top-Themen auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom in Köln.

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  • dpa

Der drastische Kursverfall der T-Aktie und die Immobilienaffäre sind die Top-Themen auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom am morgigen Dienstag in Köln. Auf dem mit Spannung erwarteten Treffen der Anteilseigner muss Vorstandschef Ron Sommer Rede und Antwort stehen. Beobachter erwarten angesichts von zahlreichen Gegenanträgen eine turbulente Hauptversammlung. Aktionärsvertreter kündigten bereits vor einigen Wochen an, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern.

Sie kritisieren die enormen Vermögensverluste, die die T-Aktionäre einstecken mussten. Seit ihrem Höchststand im Frühjahr vergangenen Jahres (104 Euro) bis heute hat die T-Aktie rund 75 Prozent an Wert verloren. Dabei gilt das einst als Volksaktie gefeierte Papier als Inbegriff für die neue deutsche Aktienkultur. Millionen von Kleinanlegern kauften T-Aktien. Jetzt ist die Enttäuschung groß. Doch wer vom Beginn des Börsengangs 1996 (Ausgabekurs: 14 Euro) bis heute T-Aktien besitzt, hat immer noch eine Rendite von fast 100 Prozent erzielt – im Schnitt 20 Prozent pro Jahr.

Richtig gebeutelt wurden dagegen jene Anleger, die beim letzten Börsengang der Telekom im vergangenen Jahr für 63 Euro eingestiegen waren. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre wirft dem Vorstand Missmanagement vor: Der Preis für die UMTS-Lizenzen sei zu hoch, die Übernahme der US-Mobilfunkfirme VoiceStream zu teuer gewesen und in Europa wurden Kernmärkte vernachlässigt.

Hoch hergehen dürfte es auf der Hauptversammlung auch in Sachen Immobilien. Die Telekom hatte im Februar den Wert ihrer Grundstücke und Gebäude um fast vier Milliarden DM nach unten korrigiert. Das drückte den Kurs der T-Aktie weiter in den Keller. Forderungen nach einem Rücktritt von Sommer wurden lauter. Angeblich soll der Vorstand schon länger von der Überbewertung der Immobilien gewusst, aber seine Aktionäre im Unklaren gelassen haben. Dieser Vorwurf wurde von der Telekom stets zurückgewiesen.

Das ARD-Politmagazin Report Mainz kündigte unterdessen neue Enthüllungen zur Immobilienaffäre an: In seiner Sendung am heutigen Abend um 21 Uhr will das Magazin Indizien dafür vorlegen, dass die Telekom bereits 1995 mit einer falschen Bilanz an die Börse gegangen sei.

Auf Grund von Strafanzeigen ermittelt seit längerem die Bonner Staatsanwaltschaft in der Immobilienaffäre gegen Sommer und andere Telekom-Manager. Die DSW will auf der Hauptversammlung eine Sonderprüfung durchsetzen und die Vorwürfe eingehend untersuchen lassen. Die Telekom lehnt dies ab und beteuert, stets gewissenhaft und unter Beachtung aller rechtlichen Vorschriften die Bilanzen erstellt zu haben. Ein kleines Zugeständnis gab es aber doch: Die Bilanz 2001 wird ein zweiter Wirtschaftsprüfer testieren. (dpa)/ (cp)