Gesundheitsinfos im Netz oft noch unzuverlässig

Gesundheitsinfos im Internet sind oft lückenhaft und kompliziert geschrieben. Eine konsequentere Qualitätssicherung tut Not.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Klaus Peeck

Online-Gesundheitsinfos sind oft lückenhaft und kompliziert geschrieben. Das ist das Ergebnis einer US-Studie, die jetzt im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurde. Demnach hätten die Informationen in der letzten Zeit zwar qualitativ gewonnen, sie seien aber weiterhin eher als unzuverlässig einzustufen und "noch nicht erwachsen", sagte Sam Karp von der California Health Care Foundation. Ein Problem sei zudem die regelmäßig zu komplizierte Darstellung der medizinischen Sachverhalte, die noch nicht patientengerecht genug sei.

Nahezu 100 Millionen Amerikaner suchen nach Aussage der Studienleiter online nach Gesundheitsinformationen und mehr als zwei Drittel von ihnen geben an, die dort gefundenen Fakten beeinflussten ihre Entscheidungen für oder wider bestimmte Behandlungsformen. Dies ist Ärzten und Gesundheitspolitikern ein Dorn im Auge – sie befürchten, dass sich die Patienten zu sehr auf Selbstdiagnosen verlassen, die auf der Basis manchmal fehlerhafter oder unvollständiger Information beruhen.

Die Angebote im deutschsprachigen Internet sind noch bedeutend magerer. Regen Zulauf verzeichnen hier die großen kommerziellen Gesundheitsportale. So zählte beispielsweise der Branchenführer Netdoktor schon vor Jahresfrist mehr als eine Million Besucher pro Monat, bei der Bertelsmann-Tochter Lifeline waren es etwa halbsoviel. Die fachliche Qualität der angebotenen Informationen soll hier durch die Mitarbeit von Ärzten oder "medizinischen Expertenräten" gewährleistet werden.

Um die Qualität von Gesundheitsinformationen im Netz zu sichern, existieren unterschiedliche Ansätze, beispielsweise im Sinne einer freiwilligen Selbstkontrolle oder einer externen Zertifizierung durch Experten ("Gütesiegel"). Aber auch der kritische und eigenverantwortliche Patient ist gefragt, der nach der Qualifikation des Autors und nach der Aktualität der Informationen fragen und die Motivation der Websites berücksichtigen soll (beispielsweise kommerzielle oder PR-Interessen oder gemeinnützige Aufklärungs-Intentionen).

Optimistische Schätzungen in der Mediziner-Szene – zum Beispiel der Sozialmediziner der Arbeitsgruppe Cybermedizin an der Uni Heidelberg – gehen davon aus, dass in ein bis zwei Jahren zuverlässige Zertifizierungssysteme etabliert, in zehn Jahren die derzeitigen Restriktionen bei der Fernbehandlung von Patienten durch Ärzte gefallen und in 30 Jahren die Zusatzbezeichnung "Arzt für Cybermedizin" eingeführt sein werde. Letzterer sei dann befähigt, "unter den limitierten Bedingungen des Cyberspace Patienten zu helfen oder zum 'realen' Arzt zu überweisen". (klp)