Gericht eröffnet Insolvenzverfahren für Ex-Mobilcom-Chef Schmid

Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung über das Privatvermögen des ehemaligen Mobilcom-Chefs Gerhard Schmid lehnte das Amtsgericht ab.

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  • dpa

Das Amtsgericht Flensburg hat das Insolvenzverfahren über das Privatvermögen des ehemaligen Mobilcom-Chefs Gerhard Schmid eröffnet. Dabei lehnte das Gericht die von Schmid beantragte Eigenverwaltung der Insolvenz ab, heißt es beim Amtsgericht. Bei einer Eigenverwaltung könne sich das Verfahren möglicherweise verzögern und die Gläubiger Nachteile erleiden. Zum Insolvenzverwalter sei der Hamburger Rechtsanwalt Jan H. Wilhelm bestellt worden, der diese Funktion bereits vorläufig ausgeübt hatte.

Schmid hatte Mitte Februar wegen drohender Zahlungsunfähigkeit das Insolvenzverfahren über sein Vermögen beantragt, nachdem die Mobilcom-Aktie stark gefallen war. Der einstige Milliardär besitzt rund 37 Prozent der Anteile an dem Mobilfunk-Unternehmen, das im vergangenen Jahr nur knapp und mit Hilfe des Staates der Insolvenz entging. Die Aktien Schmids sind an die Banken verpfändet und dienen als Sicherheit für Bankkredite in ungenannter Höhe. Nach Medienberichten soll Schmid mit mehreren hundert Millionen Euro verschuldet sein. So investierte er nach eigenen Angaben 32 Millionen Euro in ein Bauprojekt in Kiel, das seit etwa einem Jahr stillliegt. Nach dem Kurssturz der Mobilcom-Aktie auf zeitweise knapp einen Euro reichten die Aktien als Sicherheit nicht mehr aus. Mittlerweile sind die Papiere wieder 5,80 Euro wert.

Schmids Gläubiger -- im wesentlichen Banken -- müssen bis zum 18. Mai ihre Ansprüche schriftlich beim Insolvenzverwalter anmelden und sind zum 21. Mai zu einer Gläubigerversammlung eingeladen. Dort wird über das weitere Insolvenzverfahren entschieden und eventuell ein Gläubigerausschuss eingesetzt. Schmid selbst sind die Hände gebunden; er kann über sein Vermögen nur noch mit Zustimmung des Insolvenzverwalters verfügen, der in erster Linie die Interessen der Gläubiger vertreten muss. Die Rechte aus den Aktien werden ohnehin treuhänderisch von Mobilcom-Aufsichtsrat Helmut Thoma wahrgenommen.

Neben dem Insolvenzverfahren läuft gegen Schmid auch ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Kiel wegen des Verdachts der Untreue zu Lasten der Mobilcom AG. Dabei geht es um ein umstrittenes Aktien-Optionsgeschäft, das Schmid noch als Vorstandsvorsitzender mit der Firma Millenium seiner Ehefrau Sybille Schmid-Sindram abwickelte. Dabei flossen rund 70 Millionen Euro an Millenium. Schmid-Kritiker aus dem Aufsichtsrat und von Großaktionär France Telecom bezweifeln, dass es für diese Zahlung einen Rechtsgrund gibt. (dpa) / (jk)