Gartner erwartet weitere Verzögerungen bei Windows Vista

Eine Analyse der Marktforscher bedeutet weitere negative Publicity für Microsoft, nachdem die Börse schon die Bilanz des dritten Geschäftsquartals und die Ankündigung, Milliarden vor allem in die Live-Strategie investieren zu wollen, abgestraft hatte.

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Von
  • Jürgen Kuri

Eine Analyse der Marktforscher von Gartner bedeutet weitere negative Publicity für Microsoft, nachdem die Börse schon die Bilanz des dritten Geschäftsquartals und die Ankündigung, weiterer 2 Milliarden US-Dollar vor allem in die Live-Strategie investieren zu wollen, abgestraft hatte. Um wohl auch Analysten und Investoren zu beruhigen, hatte Steve Ballmer in einem Memo geschrieben, Microsoft wolle zunächst durch die Veröffentlichung von Windows Vista und Office 2007 wachsen – die größten Starts in der Unternehmensgeschichte, für die erhebliche Marketing- und andere Kosten anfallen würden. Nun meint Gartner, dass Microsoft den Termin Januar 2007 für die Veröffentlichung von Windows Vista nicht halten könne – und dieser Termin bedeutete schon eine Verschiebung des Vista-Releases, die sowohl die Börse als auch den Teil der IT-Branche, der mit Windows Geschäfte macht, nicht gerade freudig stimmte.

Man erwarte eine breite Verfügbarkeit von Windows Vista nicht vor dem zweiten Quartal 2007, zitieren US-Medien einen Gartner-Analysten. Er geht davon aus, dass die Beta 2 von Windows Vista diesen oder nächsten Monat erscheint – und macht dann eine Rechnung auf Basis von Microsofts Entwicklungs- und Release-Zyklen bei bisherigen Windows-Versionen auf. Danach brauchte Microsoft bei Windows 2000 16 Monate von der Beta 2 bis zur Freigabe des Codes zur Produktion. Zwar ging dies bei Windows XP schneller, dies sei aber eher eine Überarbeitung von Windows 2000 im Oberflächendesign und bei der Bedienschnittstelle gewesen – Windows Vista komme dagegen eher der grundlegenden Überarbeitung des Betriebssystems nahe, die Windows 2000 dargestellt habe. Daher hält Gartner einen Zeitrahmen von neun bis 12 Monaten für die Produktionsfreigabe von Vista nach der Veröffentlichung der Beta 2 im Mai oder Juni dieses Jahres für realistisch. Danach dauere es noch einmal bis zu zwei Monate, bis Vista breit verfügbar und auf den Systemen der PC-Hersteller vorinstalliert und ausgeliefert werde.

Eine Microsoft-Sprecherin erklärte gegenüber der Seattle Times, bei allem Respekt stimme man mit den Ansichten von Gartner über den Zeitrahmen für die endgültige Auslieferung von Windows Vista nicht überein. Man sei weiter im Plan, Vista zu großen Firmenkunden im November 2006 und für alle anderen im Januar 2007 auszuliefern.

Wie immer man die Versicherung Microsofts und die Ansicht der Marktforscher auch einschätzen mag: Gartners Rechenspiel steht jedenfalls in einer Hinsicht auf wackeligen Beinen. Denn bei der Veröffentlichung von Vorabversionen von Vista eine klassische zweite Beta auszumachen, fällt schwer. Eher schon handelt es sich um einen Zyklus, der mit dem Ende Februar herausgekommenen Build 5308 begann, den Microsoft erstmal als komplett hinsichtlich des Funktionsumfangs bezeichnet hat – eines der Kriterien, das Gartner für den Beginn des Zeitrahmens zwischen Beta 2 und Produktionsfreigabe genannt hat. Mit Build 5365 kam dann Ende April ein weiterer Zwischenschritt mit Bugfixes vor der nächsten öffentlichen Beta-Version, die dann wohl auch offiziell als Beta 2 bezeichnet wird. Da bleibt noch viel Spielraum, über Verzögerungen oder vielleicht sogar vorgezogene Release-Termine zu spekulieren. (jk)