Erste genveränderte Menschen

Reproduktionstechnik führt zur ersten Veränderung der Keimbahn.

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Von
  • Florian Rötzer

Von vielen Wissenschaftlern abgelehnt und von manchen Staaten verboten wird der Eingriff in die Keimbahn, weil dadurch genetische Veränderungen auch an die Nachkommen weiter vererbt werden würden. Genau ein solcher Eingriff wurde aber von amerikanischen Reproduktionsmedizinern bereits durchgeführt, als sie Frauen mit einer seltenen Form der Unfruchtbarkeit durch künstliche Befruchtung zu Kindern verhalfen.

Die zusätzlichen Gene kommen von Mitochondrien der Spenderinnen von Eizellen, berichten Jason Barritt et al. vom Institute for Reproductive Medicine and Science of Saint Barnabas in der Zeitschrift Human Reproduction. Sie haben Kinder untersucht, die durch künstliche Befruchtung aufgrund der Einführung von Ooplasma (Flüssigkeit in der Eizelle) von fruchtbaren Spenderinnen in die Eizellen von Patiententinnen entstanden sind, die ansonsten keine Kinder bekommen können. Solche Zytoplasmatransplantationen haben bislang weltweit zur Geburt von etwa 30 Kindern geführt. An dem genannten Institut wurde diese Technik weltweit erstmals 1997 und seitdem 15 weitere Male erfolgreich durchgeführt.

Man geht davon aus, dass Unfruchtbarkeit bei Frauen in seltenen Fällen auch durch defekte Mitochondrien verursacht werden kann. Mitochondrien besitzen ein eigenes Genom, die mtDNA. Durch die Einführung von Ooplasma gelangen auch Mitochondrien der Spenderin in die zu befruchtende Eizelle. Die Wissenschaftler haben nun durch Gentest herausgefunden, dass im Blut von zwei einjährigen Kindern, die aufgrund einer Ooplasmatransplantation entstanden sind, noch immer Mitochondriengene der Spenderinnen vorhanden waren. Damit sei dies der "erste Fall einer genetischen Veränderung der menschlichen Keimbahn, die in normalen gesunden Kindern" gemündet ist. Angeblich haben die zusätzlichen Gene der Mitochondrien weiter keine Auswirkung. Das mitochondriale Genom variiere nicht sehr stark. Die bei dem Gentests entdeckten Unterschiede seien "bedeutungslos".

Mehr in Telepolis: Kinder mit Genen von drei Menschen - Beginn der Keimbahntherapie?. (fr)