Elrob 2010: Roboter-Aufklärung

Der Fokus des European land-robot trial liegt auf kurzfristig realisierbaren Robotersystemen, die Soldaten im Einsatz effektiv unterstützen können. Die sehen die Elrob-Organisatoren derzeit vor allem in den Bereichen Transport und Aufklärung. Die Zuschauer gucken aber meist in die Röhre.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Grundsätzlich ist die Roboterleistungsschau Elrob (European land-robot trial), die derzeit auf dem Übungsgelände der Bundeswehr bei Hammelburg ausgetragen wird, eine öffentliche Veranstaltung. Interessierte Zuschauer sind willkommen, müssen sich aber vorher anmelden. Durchs bloße Zusehen erschließt sich hier indessen nur sehr wenig. Ohnehin sind am eigentlichen Ort des Geschehens keine Zuschauer zugelassen. Der Einsatzort, wo die Roboter am gestrigen Dienstag Aufklärungsmissionen absolvieren mussten, war mehrere Kilometer vom zentralen Veranstaltungsort entfernt. Dorthin wurden zwar Videobilder live übertragen, die von einem begleitenden Kamerateam aufgenommen wurden. Das hieß aber nur, dass die Zuschauer Roboter sehen konnten, die sich mal hierhin, mal dorthin bewegten, gelegentlich auch längere Zeit stillstanden. Ob die Aktionen autonom erfolgten oder ferngesteuert wurden, wieviel manuelle Eingriffe erforderlich waren, blieb zumeist offen. Noch weniger war zu erkennen, wie erfolgreich die Aufklärung des Zielgebiets war. Konnten mit Hilfe der Roboter Bedrohungen wie versteckte Sprengfallen, verdächtige Gegenstände oder bewaffnete Personen identifiziert werden? Diese Frage konnten selbst Teammitglieder, die manchmal die Fernsehbilder dankenswerterweise kommentierten, nicht beantworten. Sie waren ja nicht selbst vor Ort.

ELROP2010 - Aufklärer (4 Bilder)

Ein Roboter in der Röhre

Bei der diesjährigen Elrob schaut das Publikum bislang in die Röhre... (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Natürlich ist es schwierig, eine Leistungsschau zuschauerfreundlich zu gestalten, bei der die Roboter große Distanzen, teilweise mehrere Kilometer, zurücklegen müssen und dabei auch gelegentlich in Gebäude eindringen. Bei der letzten militärischen Elrob vor zwei Jahren gab es noch das Szenario "Camp Security", bei dem getestet wurde, ob Roboter bei der Bewachung eines militärischen Feldlagers sinnvoll eingesetzt werden können. Hier fanden die Aktionen in einem überschaubaren Gebiet statt und konnten von einer Tribüne aus verfolgt werden. Allerdings machten die Roboter bei diesem Szenario eine so schlechte Figur, dass auf eine Wiederholung bei der diesjährigen Elrob verzichtet wurde. Schließlich liegt der Fokus der Veranstaltung auf kurzfristig realisierbaren Robotersystemen, die Soldaten im Einsatz effektiv unterstützen können. Die sehen die Elrob-Organisatoren derzeit vor allem in den Bereichen Transport und Aufklärung – die sich wiederum nur großräumig testen lassen.

Den Zuschauer auch bei solchen Aufgabenstellungen so weit am Geschehen zu beteiligen, dass er sich ein eigenes Urteil erlauben kann, erfordert einigen Aufwand. Aber die Anstrengung wäre es gewiss wert. Der große Vorzug eines Wettbewerbs besteht nun mal in der Möglichkeit des direkten Vergleiches, den er schon durchs bloße Zuschauen ermöglicht. Bei Aufklärungsmissionen gehört dazu nicht nur der Blick auf den Roboter, sondern auch der über die Schulter des Operators. Den konnte die Elrob am ersten Tag der Leistungschau nicht bieten. Im Laufe des Nachmittags leerte sich das Zelt, in dem die Videobilder übertragen wurden, denn auch mehr und mehr. Selbst die Bundeswehrsoldaten, die zum Füllen der leeren Plätze abkommandiert waren, konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Videoübertragung nur auf sehr geringes Interesse stieß.

Am heutigen zweiten Tag steht das Fahren im Konvoi auf dem Programm: Ein unbemanntes Fahrzeug soll einem bemannten Führungsfahrzeug über eine längere Strecke folgen. Das dürfte sich mit einer Kamera besser verfolgen lassen. Aufklärungsmissionen sind auch noch einmal gefordert, allerdings unter erschwerten Bedingungen: Sie starten ab 22 Uhr, nach Einbruch der Dunkelheit. Ob die Zuschauer den Bildern der Wärmebildkamera dann mit größerer Aufmerksamkeit folgen als denen der Tageslichtkamera?

Die Elrob sei weltweit die einzige Veranstaltung, die nächtliche Missionen durchführe, schreiben die Organisatoren in ihrer ansonsten ausgezeichnet gestalteten und viel gelobten Programmbroschüre. In diesem Punkt irren sie jedoch: Im Oktober 2008 lud die Europäische Weltraumorganisation ESA acht Teams nach Teneriffa zur Lunar Robotics Challenge ein, wo sie mit Hilfe ihrer Roboter in einem Krater am Fuße des Vulkans El Teide nach einem Häufchen rosa gefärbter Erde suchen sollten – bei völliger Dunkelheit. Das beste Team fand nicht nur den rosa Haufen, sondern brachte auch knapp hundert Gramm davon zurück zur Basisstation am Kraterrand. Mit Temperaturen um den Gefrierpunkt war das Turnier der Mondroboter nicht nur kälter als die diesjährige Elrob bisher. Sie war auch spannender. Aber vielleicht laufen die Militärroboter ja auch erst bei Nacht zur Höchstform auf. (jk)