Deutsche Autobauer Vorreiter bei flexibler Produktion

Lange war Toyota das Vorbild für effiziente Autoproduktion. Porsche versucht jetzt die Japaner zu überholen, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

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Lange war Toyota das Vorbild für effiziente Autoproduktion. Porsche versucht die Japaner zu überholen, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe. Heft 05/09 – das Heft mit beiliegender Hörbuch-CD – kann portokostenfrei online bestellt werden.

„Noch nie zuvor hat die Automobilbranche so einen Rückgang erlebt wie in den letzten Monaten – wir befinden uns in einer Umbruchphase“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Wer am Markt langfristig überleben will, so das Fazit des Experten, müsse nun vor allem sein Produktionssystem fit für die Anforderungen der Zukunft machen.

In Sachen Produktion galt bislang das von Toyota eingeführte System der schlanken Produktion als das Maß der Dinge. Zum ersten Mal eingesetzt vor über 50 Jahren, wurde das Produktionsverfahren bis heute kontinuierlich verbessert. Zentrales Element ist die Kanban-Philosophie, eine strenge Just-in-Time-Produktion, bei der Unterlieferanten die für den jeweiligen Produktionsprozess benötigten Einzelteile nur dann – und auch nur in der genau geforderten Anzahl – liefern, wenn sie wirklich gebraucht werden.

Vorreiter dieser Entwicklung ist mittlerweile allerdings nicht mehr Toyota, sondern Porsche. Anfang der Neunzigerjahre, als Porsche kurz vor der Pleite stand, holte man sich dort Toyota-Manager als externe Berater zur Rettung ins Boot. Porsche kopierte das Toyota-Konzept nicht einfach, sondern verfolgte eine eigene Strategie. Im Gegensatz zu Toyota machen die Zuffenhausener nicht alles im eigenen Haus, sondern sie lassen extern produzieren und setzen auf Entwicklungskooperationen. Geschickt nutzen die Schwaben etwa die Anlagen ihres finnischen Partners Valmet, um die Boxster- und Cayman-Produktion bei Bedarf nach oben oder nach unten anzupassen. Diese „geringe Fertigungstiefe“ mache den Sportwagenbauer enorm flexibel und damit zukunftsfähig, so Dudenhöffer.

Das Porsche-Modell mit japanischem Kern soll demnächst auch der Herstellung des Otto-Normal-Autos auf die Sprünge helfen: Volkswagen hat kürzlich zwei Millionen Euro in ein rund 1700 Quadratmeter großes „Lean Center“ auf seinem Wolfsburger Firmengelände investiert. In der Modellfabrik sollen VW-Mitarbeiter aller Hierarchie-Ebenen die schlanke Produktion lernen und ihr Wissen dann an Firmenkollegen weitergeben. Dafür hat die konzerninterne Porsche Consulting rund 20 Berater nach Niedersachsen beordert. Mit Hilfe von Computersimulationen, aus Pappe nachgebauten Maschinen und Testwerkstätten bringen sie den Mitarbeitern alles bei, was die schlanke Produktion unterstützt, vom effizienten Montageweg bis zum Ermitteln der optimalen Griffhöhe für die Maschinenbedienung. ( Denis Dilba) / (wst)