Daimler Truck und Volvo fordern politische Unterstützung für Wasserstoff-LKW

Führend bei Brennstoffzellen wollen Volvo und Daimler Truck werden. Ihre Tochter cellcentric soll ab 2025 in Europa produzieren. Wenn die EU Tankstellen baut.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 78 Kommentare lesen
Elektrischer Lkw, daeben ein Mann mit einem Paket auf einer Rodel

Elektrischer Volvo-Lkw in Frankreich

(Bild: Volvo)

Stand:
Lesezeit: 3 Min.

Wasserstoffgetriebene E-Lkw sind der Schlüssel zu CO2-neutraler Verkehrswirtschaft, meint Martin Daum, Vorstandsvorsitzender der Daimler Truck AG. Gemeinsam mit Volvo möchte er 2025 in Europa die Serienproduktion von Brennstoffzellen aufnehmen. Was fehlt, sind die Wasserstoff-Tankstellen für diese Lkw. Wenigstens 300 sollten es 2025 in Europa sein, etwa 1.000 spätestens 2030, fordern Daum und Volvo-Chef Martin Lundstedt.

Sie stehen vor einem Henne-Ei-Problem: Ohne Brennstoffzellen-Lkw haben die Wasserstoff-Tankstellen keinen Sinn. Ohne Wasserstoff-Versorgung haben die Brennstoffzellen-Lkw keinen Tau. Nun stellen die beiden Konzerne eine namhafte Investitionen in Aussicht: An einem noch nicht ausgewählten Standort in Europa möchten sie eine große Brennstoffzellenfabrik bauen, deren Serienproduktion 2025 anlaufen soll. Die Hoffnung dahinter ist, dass das Europas Politiker davon überzeugt, in ein Wasserstofftankstellennetz zu investieren.

Außerdem wünschen sich die Lkw-Hersteller ein "policy framework", das Nachfrage und Leistbarkeit CO2-neutraler Lkw garantieren soll. Zu Deutsch: Subventionen, weil die Lkw zumindest zu Beginn deutlich teurer sein werden, und noch höhere Steuern auf herkömmliche Treibstoffe. Und: "Emissionshandel könnte eine weitere Option sein", ist der gemeinsamen Pressemitteilung zu entnehmen.

Volvo und Daimler bündeln ihre Brennstoffzellen-Entwicklung in einem gemeinsamen Joint Venture. Es wurde vergangenes Jahr gegründet und hat in Stuttgart und im Raum Vancouver an Kanadas Westküste mehr als 300 Mitarbeiter. Sie haben sich bereits mehr als 700 Patente gesichert. Zunächst als "Daimler Truck Fuel Cell GmbH & Co. KG" gegründet, firmiert das Unternehmen fortan unter dem Namen cellcentric.

Der geplante Standort der Großfabrik soll nächstes Jahr auserkoren werden. Derzeit arbeitet cellcentric an Prototypen. In Esslingen laufen den Angaben zu Folge Vorbereitungen für die Errichtung einer Manufaktur für Vorserien-Brennstoffzellen.

Die Produktion der Fahrzeuge selbst ist nicht Aufgabe cellcentrics. In diesem Bereich bleiben Daimler Truck und Volvo Konkurrenten. Die ersten Beta-Tests mit Endkunden sollen in etwa drei Jahren beginnen, Serienproduktionen in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts anlaufen. Das ist keine Abkehr von E-Lkw, deren Strom aus Akkus kommt. Solche Nutzfahrzeuge sollen in Zukunft bei geringeren Lasten und kürzeren Entfernungen zum Einsatz gelangen.

Die beiden Konzerne warten aber nicht nur auf politischen Rückenwind. Vergangenes Jahr haben sie mit Iveco, Shell und dem österreichischen Energiekonzern OMV eine Initiative für die Entkarbonisierung des europäischen LKW-Verkehrs angekündigt. Unter dem Namen "H2Accelerate" wollen sie gemeinsam die umweltfreundliche Produktion von Wasserstoff, Infrastruktur zum großräumigen Transport von Wasserstoff, ein Tankstellennetz sowie die Herstellung passender Fahrzeuge vorantreiben.

(ds)