Chinas Mobiltelefonierer stürmen das Internet

Der Mobilfunkmarkt in der VR China wächst explosionsartig; der Internetzugang per WAP-Handy ist in Chinas Großstädten die Mode der Saison.

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Von
  • Monika Ermert

Mit Parteireden und der Veröffentlichung beachtlicher Wachstumszahlen im Mobilfunkmarkt beging man in der Volksrepublik China gestern hochoffiziell den "Welt-Telekommunikationstag". Besondere Aufmerksamkeit widmeten Behörden, Unternehmensvertreter und Medien dem boomenden Mobilfunkmarkt.

Im Jahr 2000 werde die Zahl der Mobiltelefonbenutzer in China um 25 Millionen auf 70 Millionen anwachsen, berichtet Pekings Abendzeitung Beijing Wanbao. Nach Schätzungen des für die Regulierung des chinesischen Telekommunikationsmarktes zuständigen Ministry of Information Industry (MII) soll es bis zum Jahr 2010 insgesamt 200 Millionen Handy-Nutzer in China geben. Optimistischere Schätzungen der Mobiltelefonanbieter gehen sogar von einem noch schnelleren Wachstum und einer Zahl von 250 Millionen Nutzern bereits im Jahr 2004 aus. Zum Vergleich: 1988 gab es gerade mal 3.000 Mobilanschlüsse. Mit 52 Milliarden Yuan (rund 14 Milliarden Mark) Umsatz im ersten Quartal dieses Jahres hat der Mobilfunk den Festnetzbereich nach MII-Angaben bereits abgehängt.

Angesichts dieser Zahlen setzen die Unternehmen, die in der E-Commerce-Welle in den chinesischen Städten mitschwimmen, auf den mobilen Internetzugang. Der Gründer eines Einstunden-Lieferservices in Peking, Zhang Yongqing, etwa rechnet damit, dass seine Waren bald vom Handy aus bestellt werden. Alle Wettbewerber beeilten sich, zum gestrigen Festtag mit Ankündigungen aufzuwarten. Nach einer Testphase ab März verkündeten der ehemalige Monopolist Bejing Telecom und sein staatlich verordneter Wettbewerber, China Unicom, die Einführung mobiler WAP-Zugänge in ganz China. Die ebenfalls auf staatliches Betreiben gegründete China Mobile kündigte im gleichen Zug Mobiles Banking zusammen mit drei chinesischen Geldinstituten an.

In Peking, Shanghai und Guangzhou sei der WAP-Internetzugang zum Modewort der Saison geworden, urteilt das populäre Netzportal Netease. Laut Netease sollen sich 10.000 Nutzer bereits während der seit März währenden Testphase registriert haben. Die Mobilgeräteanbieter Nokia, Ericsson, Siemens und Motorola dürfen sich freuen, aber auch die Nutzer. Denn bislang habe, laut Netease, die Regulierungsbehörde noch keinen Preis für den mobilen Internet-Zugang festgelegt, sodass nur die normalen Telefongebühren anfallen. In Shanghai habe Unicom die Verbindungsgebühren vor kurzem sogar noch einmal um die Hälfte gesenkt, um den Absatz zu fördern. (Monika Ermert) (jk)