China: Ein Viertel der verkauften Software wurde illegal kopiert

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldet, dass 26 Prozent des landesweit mit Software erzielten Umsatzes auf illegale Kopien entfällt.

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Eine landesweite chinesische Studie der "führenden Gruppe zur Verwaltung geistigen Eigentums" hat nach Angaben der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ergeben, dass 26 Prozent des gesamten Software-Handelsvolumens in der Volksrepublik mit Raubkopien erzielt wird. Insgesamt werde illegale Software im Wert von 140 Milliarden Yuan gehandelt, was etwa 17,5 Milliarden US-Dollar entspreche. Davon sollen 47 Prozent auf Betriebssysteme entfallen, 43 Prozent auf Anwendungsprogramme und 10 Prozent auf Utilities. 16 Prozent der Käufer seien Unternehmen, 41 Prozent Privatleute – über den Rest gibt die Meldung keine Auskunft.

Laut Xinhua nennt die Studie als Hauptgründe für den hohen Anteil von Raubkopien im chinesischen Markt, dass der Support der Software-Hersteller sehr schlecht sei und dass billige Software für Ausbildungszwecke fehle. Die Studie empfiehlt, dass die Regierung für Abhilfe bei diesen Missständen sorgen solle und überdies Qualität und Strukturierung der Software verbessern solle.

Die chinesische Regierung hat sich vor allem auf US-amerikanischen Druck dazu verpflichtet, geistiges Eigentum besser zu schützen und die Softwarepiraterie stärker einzudämmen. Im April hatte China dazu einen Aktionsplan verabschiedet und beispielsweise PC-Hersteller (und Importeure) zur Installation lizenzierter Betriebssysteme verpflichtet sowie eine spezielle Webseite zum Thema "Schutz des geistigen Eigentums" eingerichtet. Eine ähnliche Kampagne hatte China allerdings bereits vor zwei Jahren angekündigt und später auch Erfolge gemeldet. Auch im Vorfeld der diesjährigen Verhandlungen mit den USA hatte China Maßnahmen gegen Raubkopierer veröffentlicht.

Der Anteil der illegalen Software-Kopien geht wohl auch zurück – doch verlässliche Zahlen sind schwer zu finden: Studien im Auftrag von Software-Herstellern bescheinigen China immerhin, dass der Anteil von Raubkopien seit 1996 von 96 Prozent über 94 Prozent im Jahre 2001 auf niedrigere Werte gesunken ist. Doch die Zahlen passen nicht zusammen: Während die BSA 2003 in China einen Schaden von 2,4 Milliarden US-Dollar durch Raubkopien ausmachte, liegen die aktuellen chinesischen Zahlen für den Wert der verkauften Kopien bei 17,5 Milliarden US-Dollar – demnach müsste der chinesische Markt für Raubkopien, die ja sicherlich billiger als die Originale verkauft werden, in den letzten Jahren enorm gewachsen sein.

Die offizielle chinesische Nachrichtenagentur zitiert jedenfalls auch einen Sprecher des "State Copyright Bureau", wonach die chinesische Regierung selbst rund 18,7 Milliarden US-Dollar für legale Software aufwenden wolle. Allerdings will China – trotz des Lobs von Microsoft-Chef Bill Gatesheimische Anbieter bevorzugen.

Der US-amerikanische Druck auf China in Bezug auf den Schutz von Urheberrechten wird längst auch kritisch betrachtet – die Übernahme der westlichen Gesetze könnte sich nämlich langfristig als Bumerang erweisen.

Die "National Copyright Administration" Chinas (NCAC) ist dem Kulturministerium unterstellt, seit 1985 gibt es ein "National Copyright Bureau". (ciw)