ATI schaltet zwei Grafikkarten parallel

ATI kontert Nvidias SLI-Technik zur Kopplung zweier Grafikkarten mit CrossFire.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Manfred Bertuch
  • Laurenz Weiner

Die von Nvidia bereits seit Jahresanfang angebotene Technik SLI, die Spieleleistung mit einer zweiten Grafikkarte zu erhöhen, nimmt ATI jetzt ins Kreuzfeuer. Unter der Bezeichnung CrossFire kündigen die Kanadier wie seinerzeit die kalifornische Konkurrenz auch sowohl speziell vorbereitete Grafikkarten als auch einen Mainboard-Chipsatz für zwei PCIe-Slots an. Der "Enthusiast Chipset" mit der Bezeichnung Radeon Xpress 200 CrossFire (RD480) teilt die sechzehn für Grafik verfügbaren PCIe-Lanes in Dual-Konfigurationen in zweimal acht Lanes auf und stellt damit jeder Grafikkarte eine Transferrate von 2 GByte/s zur Verfügung. Er ist in Versionen für Intels Pentium 4 und für AMD-CPUs vorgesehen und unterstützt FSB1066 beziehungsweise HT1000. Um den Dual-Betrieb zu aktivieren sind keine speziellen Selector-Karten oder Jumper erforderlich. Man kann sogar im Betrieb ohne Neustart zwischen Single- und Dual-GPU-Betrieb hin- und herschalten.

In Dual-Konfigurationen muss allerdings eine der beiden Grafikkarten eine spezielle CrossFire-Ausführung sein. Auf dieser kombiniert die Compositing Engine die beiden in digitaler Form zugeführten Pixelströme zu einem gemeinsamen Bildsignal. Um auch analoge Monitore ansteuern zu können, hängt ATI der Engine noch einen 400-MHz-RAMDAC an. Die Kopplung der beiden Grafikkarten erfolgt über eine externe Kabelpeitsche, was an die seligen Voodoo-2-Zeiten erinnert. Dazu ist eine der beiden DVI-Buchsen mit zusätzlichen Pins ausgestatte (DMS-59), über die das digitale Bildsignal der zweiten Grafikkarte in die CrossFire-Karte eingespeist wird.

Als Vorteil dieser im Vergleich zu Nvidias SLI-Konzept etwas aufwendigeren Technik führt ATI an, dass absolut jedes Spiel zu CrossFire kompatibel sei, während SLI mit nur rund 100 Spielen funktioniere. Man muss auch nicht zwei völlig identische ATI-Grafikkarten verwenden. Eine X850-Crossfire-Karte lässt sich mit jeder Karte aus der X850-Familie (XT-PE, XT pder Pro) kombinieren und eine X800-Crossfire-Karte mit jeder X800-Karte (XT-PE, XT, XL, Pro, Standard). Die beiden Karten können also unterschiedliche Taktfrequenzen und Pipeline-Anzahlen besitzen. Sogar die BIOS-Versionen, die Grafikkartenspeicher-Größe und der Hersteller dürfen sich unterscheiden.

Die Lastverteilung regelt ATI nicht dynamisch, sondern beschränkt sich auf drei statische Muster: Entweder rendert jede Karte abwechselnd ein Bild (AFR - Alternate Frame Rendering) oder das Bild wird horizontal (Scissor Mode) beziehungsweise schachbrettartig (Super Tiling) aufgeteilt. Der Leistungsgewinn beträgt nach ATIs Aussagen maximal 80 Prozent und ist bei AFR am größten. Für OpenGL-Anwendungen steht lediglich AFR zur Verfügung. Dank der Compositing Engine kommt der Anwender zudem in den Genuss vier zusätzlicher Antialiasing-Modi: 8xAA, 10xAA (8x + 2x SuperSampling), 12xAA und 14xAA (12x + 2x SuperSampling). Damit sollte die Qualität der Kantenglättung keine Wünsche mehr offen lassen.

Das CrossFire-Konzept wird zwar mehr kosten, da eine der beiden Grafikkarten wegen der Compositing Engine rund 40 Euro teurer sein dürfte. Es verspricht aber gegenüber SLI eine Reihe von Vorzügen, obwohl auch ATI die grundsätzliche Schwäche von Dual-GPU-Rendering nicht beseitigen kann: Wegen der begrenzten CPU-Leistung liegt der Leistungszuwachs im Mittel weit unter 100 Prozent. Mit dem Xpress-200-Chipsatz scheinen die Kanadier zudem ihre Bedeutung im Mainboard-Geschäft ausbauen zu können. Zahlreiche Hersteller wie Asus, Elitegroup, Gigabyte, MSI, DFI, Sapphire und TUL hat ATI bereits als Mainboard-Partner gewonnen. (Manfred Bertuch) / (law)