"A Beautiful Mind" ist nicht mehr: Zum Tode von John Nash

Der Mathematiker und Nobelpreisträger John Forbes Nash und seine Frau Alicia kamen am Samstag bei einem Autounfall im Bundesstaat New Jersey ums Leben. Nash hatte kurz zuvor in Oslo den Abel-Preis erhalten.

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"A Beautiful Mind" ist nicht mehr: Zum Tode von John Nash

(Bild: Peter Badge / Typos1 (CC BY-SA 3.0))

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Von
  • Ralf Bülow

Am Samstag starben John Forbes Nash, Mathematiker und Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften, und seine Frau Alicia. Ihr Taxi war auf einer Schnellstraße im US-Bundesstaat New Jersey nach einem missglückten Überholmanöver gegen die Leitplanke geprallt, beide wurden herausgeschleudert. Das Ehepaar befand sich auf der Fahrt vom Flughafen zu seinem Wohnort nahe der Universitätsstadt Princeton. Nash war 86 Jahre alt, seine Frau 82 Jahre.

John Nash wurde am 13. Juni 1928 in West-Virginia als Sohn eines Ingenieurs und einer Lehrerin geboren. Nachdem er die High School absolviert hatte, studierte er zunächst Chemie an einer technischen Hochschule, wechselte dann aber zur Mathematik und erhielt 1948 ein Stipendium für die Universität Princeton. 1950 promovierte er dort mit einer gerade 27 Seiten umfassenden Arbeit (PDF) über ein Thema aus der Spieltheorie.

Die Spiel- oder Entscheidungstheorie war eine Schöpfung des Mathematikers und Computerpioniers John von Neumann, der in der Nachbarschaft der Universität am Institute for Advanced Study arbeitete. Zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Oskar Morgenstern schrieb von Neumann 1944 das Grundlagenwerk "Theory of Games and Economic Behavior". In seiner Dissertation ergänzte Nash die Theorie durch ein Gleichgewichtskonzept, das eine Analyse von wirtschaftlicher oder politischer Konkurrenz ermöglichte.

Weitere Arbeitsfelder des Mathematikers waren die Differentialgeometrie und die partiellen Differentialgleichungen. In den 1950er Jahren lehrte Nash am Massachusetts Institute of Technology (MIT), verbrachte aber mehrere Sommer in der RAND Corporation, wo er sich geheimer Militärforschung widmete. Überliefert ist auch ein Briefwechsel mit der NSA (PDF).

1957 heiratete John Nash eine seiner Studentinnen, die in El Salvador geborene Alicia Larde. 1959 traten die ersten Anzeichen der paranoiden Schizophrenie auf, die die folgenden Jahrzehnte seines Lebens bestimmen sollte und 1963 auch zu seiner Scheidung führte. Seine Krankengeschichte wurde später durch das Buch "A Beautiful Mind" von Silvia Nasar und den gleichnamigen Spielfilm bekannt, in dem Russell Crowe die Hauptrolle spielte. 2001 gingen John und Alicia Nash zum zweiten Mal die Ehe ein.

1994 erhielten John Nash, der amerikanische Ökonom John C. Harsanyi und der deutsche Mathematiker Reinhard Selten den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften in Anerkennung ihrer Arbeiten zur Spieltheorie. 2006 sorgten Nash und Selten bei einem gemeinsamen Symposium für einen überfüllten Hörsaal in der Kölner Universität; 2010 besuchte er auch die TU Berlin. Vor sechs Tagen, am 19. Mai, überreichte der norwegische König Harald V. ihm und seinem Mathematikerkollegen Louis Nirenberg den mit 700.000 Euro dotierten Abel-Preis. (hob)