Solarziegel sollen Sonnenstrom wirtschaftlich machen

In den USA wird der Einsatz so genannter Solarziegel forciert. Diese ersetzen normale Dachziegel vollständig und können bis zu 30 Prozent Stromkosten sparen.

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Von
  • Lamont Wood

Dass die amerikanische Regierung Autos auf ihren Treibstoffverbrauch testet, ist seit langem bekannt – geholfen hat das gegen den Benzindurst der US-Karossen jedoch wenig. Eine andere Maßnahme dürfte da schon mehr positiven Umwelteinfluss haben: Künftig testen die amerikanischen Behörden auch, welche Leistung Solardachziegel hergeben.

Bislang nutzten Hausbesitzer in den USA, die ihre Behausungen teilweise mit Solarenergie beheizen oder mit Strom versorgen wollten, vor allem kompliziert anzubringenden Fotovoltaik-Anlagen. Doch die neueste Generation dieser Technologie ist wesentlich leichter aufs Dach zu bringen: So genannte Solarziegel unterscheiden sich nicht mehr viel von gewöhnlichen Dachziegeln und Schindeln. Wie leistungsfähig diese Technik ist, soll nun das staatliche Standardisierungsgremium NIST herausfinden. Neun entsprechende Solarziegel-Produkte werden derzeit getestet. Am Ende des Tests soll eine einfach zu vergleichende Watt-Zahl herauskommen.

"Viele Menschen überlegen sich, Fotovoltaik-Technik zuhause oder in der Firma zu installieren. Um hier eine sinnvolle Entscheidung treffen zu können, muss man aber vorhersagen können, wie leistungsfähig diese tatsächlich ist", meint Hunter Fanney, Chefin der NIST-Abteilung für alternative Energien. Derzeit sammle man detaillierte Leistungsdaten, um entsprechende Modelle erstellen zu können.

Die zu testenden Solarziegel, die verschiedene Methoden verwenden, Sonnenenergie in Strom zu verwandeln, werden 15 Monate lang geprüft. Fanney hofft, diese Daten dann in ein Computerprogramm mit Datenbank zu überführen, aus der sich dann unter anderem ergibt, wie die durchschnittliche Sonneneinstrahlung für die verschiedenen Regionen der USA aussieht. Gibt man dann noch die Leistungswerte eines Solarziegels, die Dachausrichtung und Neigung ein, ergibt sich aus der Ortsangabe und weiterer Daten die Wattzahl, die man von seinem Solardach erwarten kann.

Ziegel mit integrierten Solarstrom-Konvertern sind bereits seit rund drei Jahren auf dem Markt. Sie sehen aus wie reguläre Bedachungen, halten Sonne und Regen ab und lassen sich ähnlich einfach installieren. Dank der Solarfunktion helfen sie dem Hausbesitzer gleichzeitig, Geld zu sparen.

Eine 46 Quadratmeter große Solarziegel-Fläche generiert dabei ungefähr drei Kilowatt, erklärt Subhendu Guba, Präsident beim Solar-Schindel-Spezialisten United Solar Ovonic aus Michigan. Die meisten Dächer seien jedoch bedeutend größer. Die Solarschindeln seiner Firma werden in dunklem Blau angeboten und sehen genauso aus wie reguläre Schindeln gleicher Farbe, fügen sich in diese also nahtlos ein. Ein Hausherr kann die gesamte Sonnenseite des Hauses damit bedecken.

"Ein Solardach auf einem Haus mit drei Schlafzimmern, das nach Süden zeigt, kann 20 bis 30 Prozent des Elektrizitätsbedarfs decken", meint Paul Maycock, Chef der Energieberatung PV Energy Systems.

Ohne staatliche Subventionen und Prämien sind Solaranlagen allerdings noch zu teuer – der Strom kostet damit etwa das doppelte von dem, was man bei den Stadtwerken zahlen würde, meint Thomas Leyden, ein Manager beim Solar-System-Spezialisten PowerLight. Doch die Preise sinken: "Die Solartechnik kostet heute ein Zehntel von dem, was man noch vor 15 Jahren zahlte. Neue Technologien, bessere Herstellungsprozesse und eine effizientere Materialnutzung helfen." Und die Technik wird weiterhin günstiger: Jahr für Jahr um ungefähr 5,5 Prozent. In knapp zehn Jahren ist somit mit nochmals 50 Prozent Kostenersparnis zu rechnen – was die Technik konkurrenzfähig machen würde.

Der Installationspreis dürfte bis 2014 von 8 auf 4 Dollar pro Watt sinken, meint Berater Maycock. Im so genannten Sonnengürtel, dem südlichen Bereich der USA, dürfte dies dann zur absoluten Wirtschaftlichkeit der Technik führen.

Hersteller Guha betont derweil, dass Solarziegel in bestimmten Regionen und zu bestimmten Zeiten bereits jetzt wirtschaftlich arbeiten: Bei Nachfragespitzen. Dank Solaranlage könne man vermeiden, derlei teure Tarife zu zahlen.

Die USA könnten sich außerdem an anderen Ländern wie Deutschland ein Beispiel nehmen – oder auch Japan, wo die meiste Fotovoltaik-Technik auf den Dächern ist. In einer Weltregion, die nur halb so viel Sonnenlicht wie Kalifornien abbekommt und der durchschnittliche Kunde gerade einmal ein Kilowatt Solar-Leistung erzielt, trieben vor allem Regierungsprogramme und günstige Kredite die Technik voran. Die USA sollten sich daran ein Beispiel nehmen, meinen die Experten.

Übersetzung: Ben Schwan. (nbo)