Leichtbaupritsche

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Detroit, 21. Januar 2015 – Möglicherweise staunen paar Rancher, wenn sie hören, dass ihr Lieblingsgefährt seit kurzem mit einer Aluminiumkarosse unterwegs ist. Bei Leichtmetall dachten sie vielleicht eher an Bud-Light-Dosen, und wenn schon Aluminium am Auto, dann als Felgen. Pritschenwagen wie der F 150 heißen in den USA übrigens schlicht Truck, auch seine Dauerrivalen Chevrolet Silverado, Toyota Tundra oder RAM.

Auf Platz eins der Bestsellerlisten liegt von der Ende der 40er Jahre eingeführten F-Reihe jedoch nur der für amerikanische Verhältnisse kompakte F-150. Weil er sich längst auch in die Herzen der Großstädter gefahren hat, bietet die Fahrerkabine je nach Ausführung Komfort und Dimensionen wie bei einer Oberklasselimousine. Viele entscheiden sich für die praktische Supercab mit sich gegenläufig öffnenden Türen.

Verbesserter Komfort, riesige Ausstattungsfülle

Die meisten Kunden werden den deutlich verbesserten Reisekomfort schnell zu schätzen lernen, denn auch auf längeren Strecken beweist der Ford Nehmerqualitäten. Die Sitzposition ist nahezu perfekt, die Instrumente auf Wunsch animiert und in die Becherhalter in der mächtigen Mittelkonsole riesig. Dazu kommen einfach-übersichtliche Bedienelemente und ein Touchscreen. Das Angebot der Sonderausstattungen ist nicht weniger beachtlich als bei einem deutschen Premiumhersteller. LED-Scheinwerfer, klimatisierte Ledersitze, verschiedenste Assistenzsysteme, elektrisch ausfahrbare Trittstufen oder eine ebensolche Ladeklappe und Kameras rundum.

Mit der Aluminiumkarosserie kam eine neue, noch kleinere Motorengeneration. Einigen Farmern aus dem mittleren Westen dürften beim Angebot des neuen, gerade einmal 2,7 Liter großen Sechszylinders mit Turboaufladung die Gesichtszüge entgleisen, einzelne Kunden finden sogar den den 3,5 Liter großen Basismotor mit und ohne Turboaufladung und 282 respektive 365 PS zu klein und setzen wie gewohnt auf den fünf Liter großen, bullig wummernden Achtzylinder mit 385 PS.

Tatsächlich ist der 2,7 Liter-Direkteinspritzer trotz seiner ca. 330 PS und 510 Nm (noch müssen wir umrechnen) maximalen Drehmoment wohl nicht für alle Anwendungsfälle eine Idealbesetzung. Die Fahrleistungen sind für US-Vorgaben mit 180 km/h Spitze ordentlich und die Leistungsentfaltung kann nach einem spürbaren Turboloch ebenso überzeugen. Doch wer häufig mit schwerer Last auf der Ladefläche oder gar einem Anhänger unterwegs ist, dürfte mit den größeren Motoren besser bedient sein.

Für viele dürfte der 2,7 Liter große Ecoboost aber eine gute Lösung sein, auch wenn sich bei Kraftstoffpreisen von derzeit umgerechnet 40 Cent pro Liter in den USA gerade niemand für das Thema Effizienz interessiert. Der F-150 2.7 ist mit einem vorläufigen Normverbrauch von rund zehn Litern angegeben. Kombiniert ist der Motor mit einer sechsstufigen Wandler-Getriebeautomatik, ideal für schwere Lasten, Gelände- und Hängerbetrieb.

Die besten Anhänge- und Nutzlastwerte

Schnell macht sich bemerkbar, dass der F-150 abgespeckt hat. Zwar ist das Fahrwerk mit Leiterrahmen und Starrachsen keines, mit dem der über zwei Tonnen schwere Pritschenwagen über Unebenheiten spurlos hinwegbügelt. Mit leerer Ladefläche rumpelt es leicht von hinten – mit ein paar Zentnern auf der Hinterachse verschwindet es aber schon fast. Die 300 Kilogramm, die er dank Alukarosserie im Vergleich zu seinem Vorgänger eingespart hat, erhöhen seine Zuladung. Er verfügt damit laut des niederländischen Zulieferers für die Alu-Stukturteile, Constellium N.V., "über die besten Anhänge- und Nutzlastwerte unter den vergleichbaren Pickups der Branche".

Auf den Allradantrieb sollte man bei allem Gewichtssparwillen aber nicht verzichten, denn er sichert nicht nur das Fortkommen auf Feldwegen und auf rutschiger Fahrbahn, sondern sorgt für einen besseren Anhängerbetrieb und mehr Stabilität bei normalen Fahrt. Immerhin sitzen wir in einem Pritschenwagen mit konzeptbedingt äußerst leichter Hinterachse, solange er unbeladen ist. Mit dem Standardantrieb sind Traktionsprobleme gewissermaßen serienmäßig.

Das Basismodell des Ford F-150 ist umgerechnet für knapp 24.000 Euro zu bekommen. Ein gut ausgestatteter Ford F-150 2.7 Ecoboost XLT Supercab kostet mindestens 35.000 Euro. Nach oben gibt es mit den Edelversionen kaum Grenzen – auch das kennt man sonst eigentlich eher aus dem Premiumbereich.